Verdaulichkeit von Fertigfutter und Rohfutter - Expertenantwort

„Stimmt es, dass in jeglichem Trockenfutter oder erhitztem Dosenfutter keine Enzyme mehr vorhanden sind und die Mahlzeit bis zu
3-mal länger im Verdauungstrakt verbleibt als bei rohem Fleisch? Dies soll zu Krankheiten des Hundes führen. Was sagen Sie dazu? Und gibt es Unterschiede im Verdauungsvorgang von Fertigfutter und Rohfutter? Man liest ja häufiger, dass im Fertigfutter die Verdauungsenzyme fehlen. Stimmt das?“

Antwort der futalis Tierärzte:

Aus ernährungsphysiologischer Sicht gibt es keinen Grund zur Annahme, dass Fertigfutter länger im Verdauungstrakt verweilt als Rohfutter. Zum einen werden die Verdauungsenzyme nicht mit der Nahrung zugeführt, sondern der Körper bildet die Enzyme selbst, die er zur Verdauung benötigt. Diese Enzyme sind auf bestimmte Nährstoffe wie Proteine, Fette, Mineralstoffe oder Vitamine spezialisiert. Diese Nährstoffe sind im Fertigfutter genauso zu finden wie im Rohfutter, hier existieren auch keine unterschiedlichen Enzyme oder Verdauungsmechanismen. Was den Verdauungsvorgang im Allgemeinen und die Nährstoffaufnahme in den Körper angeht, gibt es also keine bedeutenden Unterschiede zwischen Roh- und Fertigfutter.

Die Verfütterung von nicht rohen Zutaten (also gekochtes Frischfutter oder mittels Erhitzung produziertes Fertigfutter) hat aber den Vorteil gegenüber der Rohfütterung, dass die groben Verbindungen der Nahrungsmoleküle bereits vorgespalten werden und somit der Verdauungsvorgang erleichtert wird. Ein Prinzip, das auch bei der Erhitzung von Lebensmitteln für den menschlichen Verzehr angewendet wird. Im Umkehrschluss ist häufig zu beobachten, dass roh verfütterte Zutaten – vor allem Kohlenhydratquellen (Kartoffeln, Reis, …) – schwerer verdaulich sind als erhitzte Zutaten und deshalb zu Verdauungsproblemen führen können.

Trockenfutter für Hunde

Darüber hinaus existieren individuelle Empfindlichkeiten der einzelnen Hunde – der eine verträgt frisch zubereitetes Futter besser, während ein anderer besser mit Fertigfutter zurechtkommt, der nächste zeigt Empfindlichkeiten gegenüber bestimmten Nährstoffen (z. B. Futterfetten) bei Fertig- wie auch Frischfutter, und einige Hunde vertragen fast jedes Futter gut. Wichtig ist, dass der individuelle Bedarf eines Hundes an allen einzelnen Nährstoffen ermittelt wird und darauf aufbauend eine bedarfsgerechte Futterration erstellt wird – egal ob Fertigfutter, gekochte Frischration oder Rohfutter.

Ihr futalis Expertenteam