Jagdtrieb beim Hund abgewöhnen?! Antijagdtraining für Hunde
Wenn draußen die Natur zum Leben erwacht, finden sich junge Wildtiere, Insekten und zahlreiche andere Tiere in den Wäldern und auf Wiesen. Dein Hund jagt gerne? Dann bringt dich sein Jagdtrieb in dieser Zeit sicher täglich zur Verzweiflung. Doch das muss nicht so bleiben. Erfahre in diesem Beitrag, wie du den Jagdtrieb bei Hunden abgewöhnen bzw. unter Kontrolle bekommen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Autorin Hundetrainerin Beatrice Krist
Unsere Autorin Beatrice Krist arbeitet als Hundetrainerin und ist Golden-Retriever-Züchterin. Für uns schreibt sie regelmäßig über die Hundezucht, Hundeerziehung und Welpenbeschäftigung.
Haben alle Hunde einen Jagdtrieb?
Nicht bei allen Hunden ist der Jagdtrieb gleichermaßen veranlagt und ausgeprägt:
- Es gibt Hunderassen, die man häufiger für die Jagd gezüchtet hat. Dazu zählen etwa der Terrier, der Weimaraner oder der Beagle.
- Umgekehrt gibt es auch Hunderassen, die weniger jagdliche Ambitionen haben. Diese Rassen zeigen, dass du Hunden ihren Jagdtrieb durchaus abgewöhnen kannst. Dazu gehören zum Beispiel der Neufundländer, der Mops oder der Malteser.
Hund jagt – aber warum?
Bist du mit deinem Hund in der freien Natur unterwegs und er jagt Vögel, Schmetterlinge und einfach alles, was fliegt und herumspringt? Vielleicht hast du dich schon öfter gefragt, woher dein Hund eigentlich seinen Jagdtrieb hat:
- Die Ursache dafür ist genetisch bedingt. Hunde stammen von den Wölfen ab. Ihre Vorfahren sind also Raubtiere, die in freier Wildbahn ihr Überleben sichern, indem sie jagen.
- Man selektierte in der Zucht lange Zeit viele Hunderassen darauf, einzelne Komponenten des Jagdverhaltens zu zeigen. Das Orten und Fixieren von Wild waren z. B. gewünscht.
- Als Haustier muss dein Hund mittlerweile nicht mehr jagen, um sich Nahrung zu beschaffen. Der Impuls steckt allerdings noch immer in seinen Genen.
- Einige Hunde aktivieren ihren Jagdinstinkt bereits, sobald sie einen Hasen auf einer Wiese entdecken, andere lassen sich kaum aus der Reserve locken. Wie stark der Jagdtrieb ist, unterscheidet sich von Hund zu Hund.
- Förderst du den Jagdtrieb bei deinem Hund, z. B., indem du exzessiv mit ihm spielst/ihn Bälle hetzen lässt, kann er sich mit der Zeit verstärken. Auch wenn dein Hund jagt und du sein Verhalten nicht schon beim ersten Mal unterbindest, wird es von mal zu mal schwerer, ihm das wieder abzugewöhnen.
Die Sache mit den Hormonen: Beim Jagen schüttet der Körper deines Hundes u. a. das Glückshormon Endorphin aus. Und dazu muss er nicht einmal erfolgreich zu seiner Beute gelangen. Erlebt er diesen Glückszustand erst einmal, jagt er zukünftig noch eifriger Mäuse, Vögel und sonstige Tiere.
Antijagdtraining für Hunde: Das Ziel
Aufmerksamkeit und Impulskontrolle sind das A und O, um deinem Hund den Jagdtrieb abzugewöhnen:
- Ein erfolgreiches Antijagdtraining bedeutet, dass dein Hund immer ansprechbar bleiben sollte, egal was da gerade hopst und flattert. Zumindest theoretisch.
- Nimm dir auf jeden Fall Zeit und gehe schrittweise vor, um diese Ziele zu erreichen.
- Setze das Antijagdtraining für Hunde ab sofort regelmäßig auf euren Trainingsplan. Ein paar Ideen und Tipps, wie du deinem Hund das Jagen abgewöhnen kannst, geben wir dir im Folgenden.
Jagdtrieb beim Hund abgewöhnen – mit Belohnungen
Arbeite gerne mit Belohnungen, damit du den Jagdtrieb bei deinem Hund abgewöhnen kannst. Wenn du deinen Hund belohnst, ist er sicher deutlich motivierter und kooperativer bei euren Übungen. Belohne deinen Hund zum Beispiel mit seinem Hundefutter oder gesunden Hundeleckerlis. Kalkuliere diese Futterbelohnungen unbedingt in seinen täglichen Bedarf ein, um Übergewicht zu umgehen.
Neben Futter und Snacks gibt es weitere Möglichkeiten, deinen Hund zu belohnen. Solche Belohnungen können sein:- Hundespielzeuge, mit denen dein Hund hetzen kann
- Das Training mit dem Futterbeutel
- Ein gemeinsames Spiel (z. B. ein gemeinsames Rennen)
- Ein verbales Lob
- Streicheleinheiten (obwohl die wenigsten Hunde solche in einer Situation mit jagdlicher Motivation annehmen und als Belohnung empfinden)
Tipp: Bedenke, dass dein Hund gerade die Motivation hat, zu jagen. Es ist also besser, wenn du sein Futter wirfst, er sein Futter belauern darf oder Futterbrocken in der Wiese suchen muss, anstatt es wie gewohnt aus der Hand zu bekommen. Denn so gehst du seinem aktuellen Bedürfnis eher nach.
- Unser Tipp
- Lerne unser futalis Konzept kennen.
- Die Futterprobe ist auf den Energie- und Nährstoffbedarf deines Hundes abgestimmt.
- Klicke dich durch unseren Futterassistenten und füge deine individuelle Futterprobe deiner Bestellung hinzu.
Hund das Jagen abgewöhnen: 5 Tipps
Ist der Jagdinstinkt bei deinem Hund stark veranlagt, lässt er sich nicht einfach abstellen. Mit unseren 5 Tipps für das Antijagdtraining kannst du diesen Impuls beim Hund aber umlenken und reduzieren. So förderst du seine Aufmerksamkeit, Konzentration und soziale Kompetenz.
Tipp 1: Trainiere die Aufmerksamkeit deines Hundes
Dein Hund sollte dich immer ansehen, wenn du ihn ansprichst. Übe das gut mit ihm, weil du so im Ernstfall seine Aufmerksamkeit erhaschen kannst. Reagiere frühzeitig, wenn dein Hund zur Jagd ansetzt. Meistens ist es zu spät, wenn er bereits die Verfolgung aufgenommen hat.
Diese Möglichkeiten hast du, um die Aufmerksamkeit deines Hundes einzufordern und ihm somit den Jagdtrieb abzugewöhnen:- Rufe den Namen deines Hundes oder verwende ein gut aufgebautes Aufmerksamkeitssignal.
- Pfeife deinen Vierbeiner mit der Hundepfeife zurück.
- Lasse ihn ein Target mit der Nase berühren, zum Beispiel deine Handfläche.
Konditioniere das Aufmerksamkeitstraining mit deinem Hund nach dem folgenden Schema:
- Zeigt dein Hund das erwünschte Verhalten, sollte unmittelbar darauf dein Lobwort oder, falls du dein Antijagdtraining so gestaltest, ein Click des Clickers von dir erfolgen.
- Danach belohnst du deinen Hund für seine Aufmerksamkeit.
Bleibe am Ball: Wiederhole die Übungen mit deinem Hund mehrfach und bleibe geduldig. Mit der Zeit lenkst du seine Aufmerksamkeit immer leichter auf dich. Gleichzeitig verinnerlicht dein Hund die erwünschten Verhaltensweisen und führt sie auf dein Signal hin ganz automatisch aus.
Tipp 2: Dem Hund die eigene Kontrolle abgewöhnen: Grundgehorsam
Das Antijagdtraining für Hunde fruchtet am besten, wenn dein Vierbeiner einen guten Grundgehorsam hat. Warum? Weil ihr dadurch als Team zusammenwachst, dein Hund viele Signale kennenlernt und er sich in Impulskontrolle üben muss. Und das ist eines der Hauptziele, wenn du deinem Hund den Jagdtrieb abgewöhnen willst. Dieses Ziel erreichst du durch ganz viel Übung!
- Trainiere für dieses Ziel die Grundkommandos: Sitz, Platz, Bleib, Rückruf und Stopp.
- „Sitz“ und „Platz“ sind Ruhepositionen. In Kombination mit „Bleib“ lernt dein Hund, geduldig auszuharren – egal, was gerade um ihn herum los ist. Er darf sich erst dann aus seiner Position bewegen, wenn du ihm das entsprechende Signal gibst. Auf diese Weise kannst du ihm die eigene Kontrolle abgewöhnen.
- Auch ein gutes Rückrufsignal ist entscheidend. Kommt dein Hund gerne und freiwillig zu dir zurück, sind die Chancen größer, dass er das auch bei der Jagd tut. Konditioniere deinen Rückruf also gut und übe ihn in vielen verschiedenen Situationen.
- Belohne deinen Hund, wenn die Übungen klappen und wähle die richtigen Belohnungen aus. Denn er kann immer abwägen, was für ihn im Moment lohnenswerter erscheint: Das Jagen oder deinem Rückruf zu folgen. Zeige ihm deshalb schon auf dem Hundeplatz, was für spannende Alternativen ihn erwarten, wenn er sich für Letzteres entscheidet.
- Führt dein Hund die Grundkommandos bei geringer Ablenkung schon problemlos aus? Dann kannst du euer Training gerne anspruchsvoller gestalten, zum Beispiel auf Distanz oder mit mehr Ablenkungspotential.
Tipp: Übe mit deinem Hund an vielen verschiedenen Orten. Denn Hunde lernen häufig ortsgebunden, weshalb es wichtig ist, das antrainierte Verhalten zu generalisieren.
Tipp 3: Nutze kontrollierte Spiele, um den Jagdtrieb bei Hunden umzulenken
Lockere euer Antijagdtraining für Hunde gerne mit Spielen auf. Vielleicht hören sich für dich Spiele als Maßnahme gegen den Jagdtrieb paradox an; schließlich möchtest du ihn deinem Hund abtrainieren. Doch tatsächlich ist das Spiel eine gute Möglichkeit, wie du deinem Hund das Jagen abgewöhnen kannst. Denn im Unterschied zur richtigen Jagd, kannst du das Spiel kontrollieren und euer Training zugleich auflockern.
Wähle idealerweise ein Spiel, das zum individuellen Jagdverhalten deines Hundes passt. Das kann sein:- Apportieren
- Ballspiele: Nutze das Ballspiel im Aufmerksamkeitstraining. Warte darauf, dass dein Hund dich ansieht, bevor du den Ball wirfst. Wenn das klappt, versuche, ihm vor dem Wurf des Balls das Kommando „Bleib“ zu geben. Lasse den Ball daraufhin fallen. Bleibt dein Hund sitzen und schaut dich an, lobe ihn und schicke ihn los, um den Ball zu fangen. Mit der Zeit wird seine Selbstbeherrschung nach und nach besser. Umgehe allerdings Hetzspiele und vor allem, dass dein Hund zum Balljunkie wird. Mache daher nicht zu viele Wiederholungen, setze den Ball nur kontrolliert ein und verstecke ihn auch mal, anstatt ihn immer nur zu werfen.
- Suchspiele: Lasse deinen Hund z. B. Trockenfutter bzw. versteckte Gegenstände suchen oder lege selbst Spuren, die er verfolgen darf. Diese Spiele sind optimale Belohnungen nach eurem erfolgreichen Antijagdtraining.
Wichtig: Setze im Antijagdtraining zunächst auf kleine Spiele und beobachte, wie dein Hund darauf reagiert. Von exzessiven und unkontrollierten Spielen raten wir dir ausdrücklich ab. Ausgedehnte Frisbee- oder Ballspiele sind beispielsweise aus diesem Grund nicht zu empfehlen, weil es den Jagdtrieb deinen Hundes eher fördert als ihn abgewöhnen lässt.
Für dein Antijagdtraining: Unsere Hundeleckerli im Überblick
Tipp 4: Setze Grenzen, um deinem Hund den Jagdtrieb abzutrainieren
Deinen Hund mit Jagdtrieb frei laufen zu lassen, ist wahrlich keine gute Idee. Aus diesem Grund ist die Schleppleine ein effektives Mittel, das du nutzen kannst, um einen starken Jagdtrieb bei deinem Hund zu unterbinden. Bist du Halter*in eines jagdlich motivierten Hundes, ist sie für dich wahrscheinlich sowieso unumgänglich. Also nutze sie zu deinem Vorteil!
- Versuche immer dann die Aufmerksamkeit deines Hundes zu erhaschen, wenn er beinahe das Ende der Leine erreicht hat, also, bevor er ruckartig in die Schleppleine springt. Lobe ihn, wenn er innehält, bevor die Leine auf Spannung ist. Du kannst ihn dafür mit etwas belohnen, was ihm Freude bereitet.
- Probiere diese Übung an der Schleppleine mit deinem Vierbeiner immer wieder aus, damit er seinen Handlungsspielraum kennenlernt und diesen irgendwann von alleine einhält. Du kannst zudem auch schnelle Richtungswechsel durchführen, wenn du mit ihm unterwegs bist. Sobald er dich aus den Augen lässt, änderst du die Richtung. Auf diese Weise lernt er, sich auf dich zu konzentrieren, weil du sonst weggehst. Lasse deinen Hund dabei aber keinesfalls in die Leine rennen!
- Lobe deine Fellnase, wenn sie in deiner Nähe und aufmerksam ist, anstatt dich darauf zu konzentrieren, sie zu tadeln, wenn sie etwas falsch gemacht hat.
Aufgepasst: Befestige die Schleppleine bitte an einem gut sitzenden Geschirr, damit sich dein Hund nicht losreißen kann, wenn ihn mal wieder sein Jagdtrieb verführt. Packe deinen Hund nicht einfach am Halsband und bringe die Leine dort nicht einfach nur an. Dadurch kannst du deinen Hund nämlich ernsthaft in Gefahr bringen und verletzen.
Tipp 5: Gib deinem Hund einen Job, um seinen Jagdtrieb zu unterbinden
Langweilt sich dein Hund auf euren täglichen Spaziergängen, lässt er sich höchstwahrscheinlich leicht ablenken. Klar, dass seine Umwelt dann spannender ist und er auf die Jagd gehen möchte. Die Lösung ist ganz einfach: Gib deinem Hund eine Aufgabe!
Wenn dein Vierbeiner einen Job zu erfüllen hat, kann er sich ernsthaft darin vertiefen. Voraussetzung dafür ist, dass ihm die Aufgabe Spaß macht und ihn angemessen fordert. Das lenkt ihn ab und setzt Glückshormone in seinem Körper frei, sodass er vom Jagen bestenfalls ablassen wird. Das könnte dein Hund erledigen:- Dein Hund könnte Gegenstände im Maul tragen, z. B. die eigene Leine, das Zerrspielzeug oder einen Futterdummy.
- Dein Vierbeiner könnte mit einem Zuggeschirr einen Bollerwagen oder Schlitten ziehen.
- Deine Fellnase könnte Gegenstände mit einem Hunderucksack transportieren.
- Dein vierbeiniger Liebling könnte selbstgelegte Fährten von Menschen oder Futterdummys aufspüren.
Sei kreativ: Vielleicht fällt dir selbst ja noch mehr ein? Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Probiere alles aus, was deinen Hund beschäftigt und vom Jagen abhält. So bringst du außerdem neuen Schwung in eure täglichen Spaziergänge.
Akzeptiere den natürlichen Jagdtrieb beim Hund
Wie bereits erwähnt, ist der Jagdtrieb beim Hund genetisch bedingt und prägt sich unterschiedlich stark aus. Akzeptiere bitte, dass du deinen jagdlich motivierten Hund nicht komplett umpolen kannst. Das bedeutet nicht, dass du ein Antijagdtraining für Hunde gar nicht erst versuchen solltest. Mit unseren Tipps kannst du es erreichen, deinem Hund den Jagdtrieb ein Stück weit abzugewöhnen.
- Du fühlst dich mit dem Antijagdtraining überfordert? Dann frage eine*n erfahrene*n Hundetrainer*in, ob er*sie dich unterstützen kann. Vielleicht wird auch ein professionelles Anti-Jagd-Training in einer Hundeschule in deiner Nähe angeboten?
- Senke deine Erwartungen: Wiederholtes Üben ist wichtig. Nur, weil das Training ein paar Mal auf dem Hundeplatz klappt, ist das keine Garantie für den Ernstfall. Bleibe immer am Ball und lasse dich nicht demotivieren, wenn dein Hund sich das Jagen nicht sofort abgewöhnen lässt.
- Siehe das Antijagdtraining für Hunde als eine Chance, von nun an mehr Zeit mit deiner Fellnase zu verbringen. Ihr könnt euch jetzt besser kennenlernen und als Team zusammenarbeiten.