Lungenwurm beim Hund:
Unterschätzte Gefahr beim Grasfressen
Viele Hunde fressen hin und wieder Gras. Doch Achtung: So können vom Hund kleine Schnecken aufgenommen werden, die Lungenwürmer in sich tragen. Daraus wiederum kann sich eine schwerwiegende Erkrankung entwickeln, deren unspezifische Symptome die Diagnose einer Lungenwurminfektion zusätzlich erschweren. Was die Anzeichen sind und wie sie vorbeugen, lesen Sie in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Auf einen Blick: Lungenwürmer beim Hund
✔ Lungenwürmer bei Hunden sind Parasiten, die in bestimmten Entwicklungsphasen die Lunge, Atemwege oder auch Blutgefäße des Hundes besiedeln
✔ Ihr Zwischenwirt ist die Schnecke
✔ Die Infektion kann u. a. beim Fressen von Gras durch die Aufnahme sehr kleiner Schnecken erfolgen
✔ Das häufigste Symptom einer Lungenwurminfektion ist Husten
✔ Ein unerkannter Befall kann zu schweren Folgeerkrankungen führen und sogar tödlich enden
✔ Die Diagnose erfolgt über eine Kotuntersuchung
✔ Standard-Wurmkuren wirken bei Lungenwürmern nicht, es sind spezielle Entwurmungsmittel beim Tierarzt nötig, um Lungenwürmer zu behandeln
Was sind Lungenwürmer und wo kommen sie vor?
Unter dem Begriff „Lungenwürmer“ werden verschiedene Wurmarten zusammengefasst. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie während eines oder mehrerer Entwicklungsstadien die Lunge, Atemwege und auch Blutgefäße ihres Wirtes besiedeln. Lungenwürmer sind vergleichsweise kleine Wurmparasiten und erreichen eine Größe von 1 bis 2,5 cm. Für den Hund hierzulande sind folgende Arten des Fadenwurms relevant:
- Angiostrongylus vasorum – der französische Lungenwurm
- Crenosoma vulpis – der kleine Lungenwurm
Angiostrongylus vasorum besiedelt hauptsächlich die Lungenarterien und die rechte Herzkammer, Crenosoma vulpis vor allem die Luftröhre und die Bronchien. Beide Arten können bei Hunden und Füchsen auftreten und unbehandelt sogar lebensbedrohlich für das befallene Tier sein.
Während früher der Lungenwurm u. a. Regionen in Frankreich, Dänemark, den Niederlanden sowie Spanien und Italien zugeschrieben war, zeigte eine Studie aus Deutschland, dass auch hierzulande hohe Befallsraten auftreten können. In der deutschlandweiten Studie (1), die zwischen 2007 und 2009 durchgeführt wurde, wurden Kotproben von Hunden mit Atemwegserkrankungen untersucht. Vor allem in West- und Süddeutschland (Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland) waren die untersuchten Hunde von einer Lungenwurm-Infektion betroffen. Am häufigsten davon, junge Hunde im Alter von ein bis zwei Jahren.
Wie infizieren sich Hunde mit Lungenwürmern?
Hunde infizieren sich über:
✔ Fressen von Schnecken – bei jungen Hunden häufig aus Neugier, aber auch unbewusst beim Fressen von Gras, an dem sich kleine Schnecken befinden
✔ Aufnahme der Parasiten über den kontaminierten Schnecken Schleim – Infektionsquellen können zum Beispiel Trinkschüsseln sein, die draußen stehen, aber auch Pfützen
✔ Fressen von Mäusen, die zuvor eine infizierte Schnecke gefressen haben
Lungenwürmer benötigen für ihre Entwicklung einen sogenannten Zwischenwirt. Dies sind für den Lungenwurm Nacktschnecken und Gehäuseschnecken, seltener aber auch Frösche und andere Amphibien.
Hat der Hund eine infizierte Schnecke verschluckt, gelangen die Wurmlarven zunächst in den Darmtrakt des Hundes. Über die Darmwand dringen sie in die Blut- und Lymphgefäße ein und gelangen so in die Lunge. Dort entwickeln sie sich zu erwachsenen Würmern, die nach einigen Wochen wiederum Eier ablegen können, aus denen Larven schlüpfen. Dadurch wird die Lunge gereizt, der Hund hustet, die Larven gelangen über die Luftröhre in den Rachenraum und werden wieder abgeschluckt. So gelangen sie in den Magen-Darm-Trakt des Hundes und werden über den Kot ausgeschieden. Kommen Schnecken mit diesem infizierten Kot in Kontakt, beginnt der Kreislauf von vorn.
Symptome bei Lungenwürmern
Ein Wurmbefall geht meist mit unspezifischen Symptomen einher. So auch beim Lungenwurm. Symptome von betroffenen Hunden können sein:
✔ Husten und vermehrtes Räuspern
✔ Nasenausfluss
✔ Niesen
✔ Erhöhte Atemfrequenz bis Atemnot
✔ Herzschwäche, Kreislaufversagen
✔ Leistungsminderung, Apathie, Gewichtsabnahme, Fieber
✔ Gerinnungsstörungen: Nasenbluten, Blutergüsse auf der Haut, Husten von Blut, blutiger Urin und schwarzer Kot, Anämie, Blutungsneigung
✔ Verhaltensauffälligkeiten
✔ Neurologische Störungen: Lahmheit, Hinterhandschwäche, Gleichgewichtsstörungen
- Wird ein Lungenwurmbefall nicht erkannt und nicht behandelt, kann die Infektion tödlich verlaufen. Daher sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden, wenn Ihr Hund die betroffenen Symptome zeigt. Vor allem bei ungeklärten Atemwegsbeschwerden sollte an einen Befall mit Lungenwürmern gedacht werden.
Diagnose Lungenwurm
Besteht der Verdacht auf eine Lungenwurminfektion, kann diese über die Larven im Kot nachgewiesen werden. Dafür ist eine Sammelkotprobe anzuraten. Das heißt, über einen Zeitraum von drei aufeinanderfolgenden Tagen, wird eine kleine Menge Kot gesammelt, die der Tierarzt dann ins Labor schickt.
Doch Achtung: Ein negatives Ergebnis, bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Hund nicht mit Lungenwürmern befallen ist. Zum einen kann der Hund Symptome zeigen, bevor Larven über den Kot ausgeschieden werden. Dies geschieht erst mehrere Wochen nach der Infektion. Zum anderen werden nicht regelmäßig Larven ausgeschieden. Daher kann es bei Verdacht auf Lungenwürmer und weiterhin bestehenden Symptomen sinnvoll sein, nach gewisser Zeit eine weitere Kotuntersuchung durchzuführen.
Neben dem Nachweis der Larven im Kot, kann der Tierarzt weitere diagnostische Möglichkeiten wie Bluttests, Röntgen des Brustbereichs, Untersuchung der sogenannten bronchialen Lavageflüssigkeit und Ultraschall einsetzen.
Behandlung bei Lungenwürmern
Wurde ein Befall mit Lungenwürmern festgestellt, wird dieser mit bestimmten Entwurmungsmitteln behandelt. Diese sind in Tablettenform erhältlich, seltener werden auch Spot-on-Präparate eingesetzt, die die entsprechenden Wirkstoffe enthalten.
- Die Entwurmungspräparate, die zur regelmäßigen Entwurmung gegen Spul- und Bandwürmer empfohlen werden, wirken bei Lungenwürmern nicht.
Wenn Sie dennoch Lungenwürmern vorbeugen wollen, finden Sie im nächsten Textabschnitt einige Tipps.
Wie kann man Lungenwürmern vorbeugen?
✔ Das Fressen von Schnecken sollte durch den Hundehalter unterbunden werden
Zwar kann man nie sicher sein, dass der Hund kleine Schnecken, zum Beispiel beim Grasfressen, aufnimmt, aber das bewusste Fressen von Schnecken, was insbesondere bei jungen Hunden vorkommt, sollte verhindert werden.
✔ Trinknäpfe regelmäßig reinigen
Futter- und Trinkschüsseln, die draußen stehen, sollten regelmäßig gesäubert werden bzw., wenn möglich, nicht über Nacht draußen stehen gelassen werden.
✔ Spielzeuge des Hundes nachts wegräumen
Da auch der Schneckenschleim Wurmlarven enthalten kann, sollten alle Gegenstände, die der Hund ins Maul nimmt, nachts und bei feuchtem Wetter, nicht draußen liegen gelassen werden.
✔ Besondere Achtsamkeit bei erhöhtem Risiko
Leben Hunde in Gebieten, in denen Lungenwürmer vorkommen und fressen sie häufig Schnecken oder Gras, sollte besonders auf entsprechende Symptome geachtet werden und eine regelmäßige Kotuntersuchung oder Entwurmung mit dem Tierarzt abgesprochen werden.
✔ Prophylaxe oder regelmäßige Entwurmung evaluieren
Das Spot-on-Präparat, das zur Behandlung von Lungenwürmern eingesetzt wird, ist auch zur Prophylaxe gegen einen Lungenwurmbefall zugelassen. Der Einsatz kann in Gebieten, in denen das Infektionsrisiko sehr hoch ist, sinnvoll sein. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Entwurmungsmittel gegen Herzwürmer in den Entwurmungsplan aufzunehmen. Hierzu sollten Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten lassen.
✔ Kot einsammeln
Dass Hundekot vom Hundehalter entfernt wird, sollte eine Selbstverständlichkeit sein und hilft dabei, die Ausbreitung von Würmern einzudämmen.
Können Hunde andere Hunde mit Lungenwürmern anstecken?
- Eine Übertragung von Hund zu Hund mit Lungenwürmern ist nicht möglich. Eine Infektion erfolgt immer über einen Zwischenwirt, in der Regel Schnecken. Dennoch sollte die Gefahr, die von infizierten Hunden ausgeht, nicht unterschätzt werden, da sie die Larven des Lungenwurms über den Kot ausscheiden und so für deren Verbreitung sorgen.
Sind Lungenwürmer vom Hund auf den Menschen übertragbar?
Der Mensch gehört nicht zum Wirtsspektrum der Lungenwürmer. Die Lungenwürmer, die den Hund befallen, können also für den Menschen nicht gefährlich werden. Dies gilt jedoch nicht für alle Wurmarten, von denen unsere Hunde betroffen sein können. Daher ist es wichtig, dass sich Hundehalter mit dem Thema Parasiten und Entwurmung auseinandersetzen.

Autorin Tierärztin Johanna Klickermann
Unsere Autorin Johanna Klickermann ist Tierärztin mit Leib und Seele. futalis profitiert von ihrer langjährigen Erfahrung mit Hundeerkrankungen und Ernährungsfragen aus der Kleintierpraxis sowie ihrem Wissen aus zahlreichen Fortbildungen. Erfahren Sie mehr über unsere Autorin!
„Lungenwürmer breiten sich zunehmend aus – auch in Deutschland. Vor allem bei ungeklärten Atemwegserkrankungen sollte ein Befall mit Lungenwürmern in Betracht gezogen werden. Da ein unerkannter Befall schwere Folgen für den Hund haben kann, ist es umso wichtiger, dass sich Hundehalter mit den Anzeichen einer Lungenwurminfektion auseinandersetzen.“ – Johanna Klickermann –
Diese Themen könnten Sie auch interessieren:
Quelle
(1) Barutzki, D and Schaper, R: Occurrence and regional distribution of Aelurostrongylus abstrusus in cats in Germany. Parasitology research 112.2 (2013): 855-861