Welpen alleine lassen: Wie lange kann ein Hund alleine bleiben?

Hunde sind Rudeltiere und gerne in Gesellschaft. Alleine zu bleiben müssen sie erst lernen. Am besten gewöhnt man Hunde schon im Welpenalter Schritt für Schritt daran. Aber auch Hunde, die schon älter sind und in eine neue Familie kommen, müssen das Alleinsein ggf. erst lernen. Wie man dabei vorgeht, erfahren Sie hier. Zusätzlich geben wir Ihnen 10 Tipps für entspanntes Alleinbleiben an die Hand!

Bevor wir uns den wichtigsten Tipps zum Alleinsein widmen, möchte ich ein paar wichtige Fragen stellen und klären.

Warum sollte jeder Hund allein bleiben können?

Für einige Hundehalter hat es keine Priorität das Alleinsein zu üben, da argumentiert wird, dass der Hund eh überall mit hingenommen wird oder der Hundehalter dauerhaft im Homeoffice ist. Bedenken Sie jedoch, dass es immer mal unvorhergesehen dazu kommen kann, dass der Hund allein bleiben muss. Ein Arztbesuch, ein Krankenhausaufenthalt oder andere Umstände können dies nötig machen. Wird der Hund nicht kleinschrittig an das Alleinsein gewöhnt und ist es dann plötzlich nötig, dass der Hund für mehrere Stunden allein bleiben muss, kann das für ihn immensen Stress bedeuten.

Ab wann kann ich meinen Hund allein lassen?

Häufig wird sich zu früh oder zu spät um das Thema „Alleine bleiben“ gekümmert. Fängt man zu spät mit dem bewussten Training an – egal ob bei Welpen oder Hunden, die später in ihre Familien kommen, haben sich die Hunde nie daran gewöhnt auch mal allein zu sein und das Training kann unter Umständen deutlich länger dauern.

Andererseits gibt es auch ein „zu früh“ bei der Gewöhnung ans Alleinsein. Hier spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle. Welpen, Hunde aus dem Tierschutz oder erwachsene Hunde, die in eine neue Familie aufgenommen wurden, müssen sich zunächst in ihrer neuen Umgebung sicher und wohl fühlen. Vorher braucht man nicht mit den Übungen zu starten. Also egal wie alt Ihr Hund ist: Lassen Sie ihm Zeit in seinem neuen Zuhause anzukommen. Geben Sie ihm einen sicheren Platz, an dem sich der Hund zurückziehen kann, wo er nicht gestört wird und wo ausschließlich schöne Dinge passieren (Futtergabe/Spielzeug etc.). Erst wenn Sie merken, dass sich Ihr Hund sicher fühlt und Sie auch mal den Raum verlassen können, ohne dass Ihnen Ihr Hund hinterherläuft, können Sie an die weiteren Trainingsschritte denken.

Woran erkenne ich, dass mein Hund entspannt ist, wenn ich ihn allein lasse?

Häufig hört man als Hundetrainer die Aussage „Ja, der bleibt problemlos allein“. Auf die Frage, woran man das festmacht, lautet die Antwort, dass sich der Nachbar bisher noch nicht beschwert hat, der Hund immer ruhig ist oder nichts kaputt macht. Doch Achtung: Nicht jeder Hund, der nicht allein bleiben will, fängt an zu bellen, zu jaulen, zu winseln oder die Einrichtung zu zerstören! Einige Hunde leiden still unter der Abwesenheit ihrer Besitzer. Sie laufen unruhig umher, finden nicht zur Ruhe, warten die ganze Zeit an der Tür oder am Fenster, zittern sogar oder hecheln und speicheln vermehrt.

Dieser Stress bei Abwesenheit des Besitzers kann immens für den Hund sein und sich auch auf andere Bereiche des Hundelebens auswirken. Unkonzentriertheit, „hippeliges“ Verhalten, aber auch eine stärkere Neigung zu Erkrankungen wie Haut- oder Magen-Darm-Problemen können die Folge des erhöhten Cortisol-Spiegels durch den Trennungsstress und Mangel an Ruhe sein.

Deshalb rate ich jedem Hundehalter seinen Hund einmal zu filmen, wenn er allein ist. Fast jeder hat heutzutage die technischen Möglichkeiten einmal das Handy, das Tablet oder den Laptop aufzustellen und den Bereich zu filmen, in dem sich der Hund wahrscheinlich aufhält, wenn er allein ist. Dafür gibt es sogar spezielle Hundekameras, die man erwerben kann.

Allein bleiben üben: Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Schaffen Sie eine Sicherheitszone/einen Wohlfühlort für Ihren Hund

Wie bereits beschrieben, muss sich der Hund in seiner Umgebung wohlfühlen, um auch entspannt allein bleiben zu können. Um ihm eine Wohlfühlzone zu schaffen, kann dem Hund dort Futter angeboten werden, er kann einen Kong ausschlecken, dort seine Kauartikel bekommen usw. Wildes Spiel und Aufregung sollten dagegen nicht mit der Wohlfühlzone verknüpft werden. Ebenso sollte der Hund dort gern zur Ruhe kommen und im Schlaf nicht gestört werden. Dies ist insbesondere Kindern zu vermitteln, die mit im Haushalt leben.

2. Führen Sie eine „Ignorierzeit“ ein

Viele Hunde werden ständig, oft auch unbewusst, von ihren Haltern beachtet. Ein kurzes Streicheln, ein kurzer Blick, ein Lächeln in Richtung des Hundes usw. Viele Hunde lernen sehr schnell, dass sie die ganze Zeit im Mittelpunkt stehen. Umso größer ist der Stress, wenn sie einmal nicht beachtet werden oder gar allein bleiben müssen. Fangen Sie daher erstmal damit an, dass es Zeiten gibt, in denen der Hund nicht beachtet wird. Vorher sollte der Hund natürlich die Gelegenheit gehabt haben, sich zu lösen. Die Ignorierzeit kann auch mit einem optischen Signal oder einer Musik verknüpft werden. Beispielsweise läuft immer eine bestimmte entspannte Musik oder ein Dekorationsartikel aus der Wohnung wird auf den Tisch gestellt, solange die Ignorierzeit gilt. Dies hat zwei Vorteile: Der Hund weiß durch das optische oder akustische Signal, dass er jetzt nichts von seinen Besitzern zu erwarten hat und die Hundehalter werden daran erinnert den Hund jetzt mal nicht zu „betüddeln“. 

Ihr Hund kann sich zuhause entspannen und erträgt es problemlos, wenn er mal nicht beachtet wird? Prima, dann können Sie zu Schritt 3 übergehen.

3. Das Allein-sein-Training innerhalb der Wohnung

Sie müssen noch nicht Ihre Wohnung verlassen, wenn Ihr Hund nicht einmal ruhig allein sein kann, wenn Sie den Raum verlassen. Also beginnt das Training innerhalb der Wohnung. Starten Sie damit, wenn Ihr Hund bereits draußen war und schon etwas zur Ruhe gekommen ist. Gehen Sie aus dem Raum, schließen Sie kurz die Tür hinter sich und gehen Sie dann direkt wieder zurück. Gern kann sich der Hund während dieser Zeit mit einem Spielzeug oder Futter beschäftigen. Wir wollen den Hund jedoch nicht ablenken, sondern lediglich die Situation positiv verknüpfen!

Häufig liest man noch Tipps, dass der Hund abgelenkt werden soll und dass man dann schnell den Raum verlassen soll. Für den Hund ist die Situation aber umso schwieriger, wenn er merkt, dass Sie plötzlich weg sind. Er soll also ruhig mitbekommen, dass Sie den Raum verlassen und dann gleich wieder zurückkehren.

Wiederholen Sie diesen Trainingsschritt immer mal wieder, auch zu verschiedenen Tageszeiten und steigern Sie die Zeiten, in denen Sie nicht im Raum sind, nur langsam.

Ihr Hund bleibt auf seinem Platz und bleibt entspannt, wenn Sie den Raum verlassen? Dann können Sie zu Schritt 4 übergehen.

4. Den Hund allein in der Wohnung lassen

Im Idealfall ist Ihr Training so gut aufgebaut, dass Sie Ihren Hund nun schrittweise an das Alleinsein gewöhnen können. Verlassen Sie immer mal die Wohnung und steigern Sie nur schrittweise die Zeiten. Ihr Hund kann schon problemlos 30 Minuten allein bleiben? Dann gehen Sie zwischendurch nur für ein paar Minuten weg, damit Ihr Hund merkt, dass Sie nicht jedes Mal für einen längeren Zeitraum unterwegs sind. Beachten Sie beim Training unbedingt unsere 10 Tipps fürs entspannte Alleinbleiben, die Sie im folgenden Abschnitt nachlesen können.

10 Tipps für entspanntes Alleinbleiben

1. Den Hund nicht allein lassen, bevor er nicht allein bleiben kann!

Wie beschrieben muss sich ein Hund sicher und wohl fühlen, um auch entspannt allein bleiben zu können. Zudem muss die Trennungszeit langsam aufgebaut werden. Wichtig ist also, dass Sie sich ausreichend Zeit nehmen, wenn ein Welpe (aber auch ein erwachsener Hund) bei Ihnen eingezogen ist. In der Regel sollten mindestens 3 bis 6 Wochen zur Verfügung stehen, um den Hund ankommen zu lassen und um mit den Alltags-Basics zu beginnen.

Sie können nicht von Ihrem Welpen verlangen, dass er nach 2 Wochen bereits 6 Stunden allein bleibt! Hier sind Management beim Urlaub, die Organisation eines Hundesitters oder die Zusammenarbeit mit einer weiteren Vertrauensperson für den Hund gefragt.

Über 6 Stunden Alleinsein sollte sowieso vermieden werden und prinzipiell sollten Hunde nicht tagtäglich stundenlang allein bleiben müssen. Dies ist unbedingt vor der Anschaffung zu klären!

Steigern Sie die Zeiten zu schnell und verfällt Ihr Hund in Trennungsstress, ist das nicht nur belastend für Ihren Hund, sondern erfordert dann umso mehr Training. Überlegen Sie sich also im Vorfeld, wer für Ihren Hund da sein kann, wenn Sie einmal nicht anwesend sein können.

2. Einen guten Platz auswählen

Ihr Hund springt häufig auf und ist unruhig, wenn Ihre Nachbarn an der Tür vorbeigehen? Dann ist der Flur wahrscheinlich nicht die beste Wahl für das Allein-sein-Training. Wählen Sie dafür einen Ort, an dem sich der Hund gerne aufhält, der möglichst ruhig ist und der wie in Schritt 1 beschrieben, bereits mit Entspannung/Sicherheit verknüpft ist. Einige Hunde sind tatsächlich entspannter, wenn Ihnen nicht alle Räume in der Wohnung zur Verfügung stehen. Hier muss man manchmal austesten, wo und wie sich der Hund am wohlsten fühlt.  

3. Achten Sie auf Ihre Stimmung und Ihre Körpersprache

Sie haben schon Bedenken Ihren Hund allein zu lassen und fragen sich die ganze Zeit, was der Hund wohl gleich machen wird? Ihre Anspannung wird sich sicher auf den Hund übertragen. Versuchen Sie stattdessen ganz natürlich und selbstbewusst die Wohnung zu verlassen. Bringen Sie einfach häufiger den Müll raus, holen Sie häufiger die Post etc. Umso normaler werden Sie sich verhalten und umso natürlicher wird es sich für Ihren Hund anfühlen.

4. Darf ich meinen Hund begrüßen? Jein!

Häufig liest man die Empfehlung, Hunde auf keinen Fall zu begrüßen, wenn man nach Hause kommt. Dies würde ich relativieren. Für unsere überaus sozialen Tiere, die auf das Leben in der Gruppe ausgerichtet sind, ist es absolut natürlich sich zu begrüßen/sich zu beschnuppern, wenn jemand zum Familienverband stößt.

Was der Mensch jedoch häufig macht, sind ausführliche Begrüßungstiraden mit jeder Menge Aufregung, hoher Stimme usw. Somit fällt der Hund in eine enorm hohe Erwartungslage, sobald er merkt, dass sein Mensch nach Hause kommt.

5. Bauen Sie konditionierte Entspannung auf

Bei der konditionierten Entspannung können bestimmte Düfte, optische, akustische oder verbale Signale mit Entspannung verknüpft werden. Zum Beispiel können Sie immer eine entspannte Musik anmachen, wenn sich Ihr Hund gerade sichtlich entspannt. Nach ausreichend Wiederholungen hat Ihr Hund diese Musik mit dem entspannten Zustand verknüpft. Diese Musik können Sie dann anmachen, wenn Ihr Hund allein bleiben soll. Ebenso kann der Aufbau eines Entspannungsduftes sinnvoll sein.

6. Fernseher oder Radio laufen lassen

Viele Hunde sind entspannter, wenn das Radio oder der Fernseher laufen. Zum einen wurde dies vielleicht unbewusst mit Entspannung verknüpft, zum anderen werden Geräusche aus der Umgebung übertönt. Insbesondere für geräuschsensible Hunde kann es sinnvoll sein für etwas akustische Ablenkung zu sorgen.

7. Beschäftigen: ja, ablenken: nein

Wie oben erwähnt kann man den Hunden ein Spielzeug oder Futter zur Verfügung stellen, wenn man die Wohnung verlässt. Dies kann zu einem Ritual werden und das Alleinsein positiv ankündigen. Hierfür kann beispielsweise Futter in der Wohnung verstreut werden oder der Hund bekommt einen gefüllten Kong zum Auslecken.

Dagegen sollte es vermieden werden den Hund kurzfristig abzulenken, um dann schnell heimlich die Wohnung zu verlassen. Stattdessen sollte es für den Hund berechenbar sein, was passiert.

8. Was tun, wenn der Hund winselt oder bellt?

Trainieren Sie das Alleinbleiben und Ihr Hund fängt an zu jaulen oder zu winseln, sind Sie vermutlich in zu großen Schritten vorgegangen. Im Idealfall bewegen wir uns im Bereich des Allein-sein-Trainings nur so schnell voran, dass der Hund gar nicht in Stress verfällt. Ist es doch passiert, wird meistens empfohlen, auf keinen Fall die Wohnung wieder zu betreten, wenn der Hund gerade bellt. Das Problem ist: Je länger Sie warten, desto mehr Stress und Angst hat Ihr Hund und umso mehr Stress und Angst wird er beim nächsten Alleinbleiben empfinden. Warten Sie also nur eine ganz kurze Bellpause ab, um wieder zu Ihrem Hund zurückzukehren und stellen Sie sich folgende Fragen: War die Phase des Alleinbleibens jetzt schon zu lang? Was hat mein Hund heute bereits alles erlebt, was nun Grund für das Bellen sein könnte? Sollte ich einen Trainingsschritt zurückgehen, die Wohlfühlzone weiter aufbauen oder an der konditionierten Entspannung arbeiten?

Hund in der Wohnung zu Silvester

9. Erst Beschäftigung, dann Ruhe, dann allein lassen

Den Hund erst richtig auspowern und ihn dann allein lassen – das ist ein häufig gegebener Tipp. Hierbei sollte jedoch bedacht werden, dass der Hund ggf. noch voller Adrenalin ist, wenn er gerade von einem aufregenden Spaziergang kommt. Wird er nun sofort allein gelassen, kann es schwerfallen sofort zur Ruhe zu kommen. Besser ist es, wenn man den Hund beschäftigt, dann erst herunterfahren lässt und ihn dann allein lässt.

10. Gegenkonditionierung bei Schlüsselreizen

Ihr Hund hat bereits Probleme mit dem Alleinsein? Schlüsselreize wie Schuhe oder Jacke anziehen, den Schlüssel oder Tasche in die Hand nehmen, lösen bei den betroffenen Hunden schon Stress aus. Hier können Sie bewusst gegenkonditionieren. Nehmen Sie dafür immer mal im Alltag den Schlüssel in die Hand und legen Sie ihn dann wieder weg oder ziehen Sie einfach nur Ihre Schuhe an und aus. So lösen Sie die Verknüpfung in Ihrem Hund, dass diese Reize mit Stress verbunden sind.

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So lernen Hunde alleine zu bleiben – die wichtigsten Hinweise auf einen Blick:

Gehen Sie sicher, dass Ihr Hund einen Platz hat, an dem er sich sicher fühlt und an dem er auch allein bleibt, wenn Sie mal den Raum verlassen.

Üben Sie das Alleinbleiben in kleinen Schritten: Den Hund erst ein paar Sekunden, dann mehrere Minuten allein lassen. Steigern Sie die Zeiten nicht nur, sondern lassen Sie ihn hin und wieder nur ganz kurz allein.

Verzichten Sie auf aufregende Verabschiedungen oder Begrüßungen.

Lassen Sie den Hund nur allein, wenn er vorher die Möglichkeiten hatte sich zu lösen und ausreichend beschäftigt wurde.

Lassen Sie Ihren Hund nur in gesicherten Räumen allein und geben Sie ihm ein Spielzeug, mit dem er sich beschäftigen kann.

Beachten Sie unsere Top 10 Tipps zum Alleinbleiben wie die konditionierte Entspannung.

futalis-Autorin-Hundetrainerin-Beatrice-Krist

Expertin für Hundezucht und Hundetraining Beatrice Krist

Beatrice Krist arbeitet als Hundetrainerin und ist Golden Retriever Züchterin. Für futalis schreibt sie regelmäßig über die Hundezucht, Hundeerziehung und Welpenbeschäftigung. Erfahren Sie mehr über unsere Autorin!

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