Harnsteine bei Hunden: Kristalle im Urin
Genau wie wir Menschen können auch unsere Hunde von schmerzhaften Harnsteinen betroffen sein. Die Behandlung von Harnsteinen kann abhängig von der jeweiligen Harnsteinart auf drei Wegen erfolgen: Mit Medikamenten, durch eine Operation, aber auch durch die Ernährung. Um ihr Wiederauftreten zu verhindern, empfiehlt sich eine spezielle Diät, welche auf die individuellen Eigenschaften eines Hundes und die jeweilige Harnsteinart angepasst ist.
futalis® Kundenbetreuung – Tierärztin Johanna Klickermann
Unsere Autorin Johanna Klickermann ist Tierärztin mit Leib und Seele. futalis profitiert von ihrer langjährigen Erfahrung mit Hundeerkrankungen und Ernährungsfragen aus der Kleintierpraxis sowie ihrem Wissen aus zahlreichen Fortbildungen. Erfahren Sie mehr über unsere Autorin!
„Unter anderem sind Fütterungsfehler verantwortlich für die Entstehung von Blasensteinen. Daher spielt die Ernährung des Hundes bei der Vorbeugung und Behandlung eine entscheidende Rolle. “ – Johanna Klickermann – „
Was sind Harnsteine und welche Arten gibt es?
Harnsteine (Urolithiasis) sind Kristalle im Urin des Hundes, die sich aus unterschiedlichen, über den Harn ausgeschiedenen Stoffen bilden können. Harnsteine finden sich in erster Linie in den unteren Harnwegen bzw. der Harnblase (daher werden sie auch häufig als Blasensteine bezeichnet). Sie können in selteneren Fällen aber auch in der Niere entstehen. Die auskristallisierten Stoffe bezeichnet man als Konkremente.
Harnsteine werden anhand ihrer Bestandteile unterschieden und benannt. Es gibt in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit Struvit-, Kalziumoxalat-, Cystin-, Urat- und Silikatsteine. Struvitsteine kommen am häufigsten vor, Silikatsteine am seltensten.
Woher kommen Harnsteine? Die Ursachen
- Erkrankungen wie Blaseninfektionen, Hyperkalzämie, Reabsorptionsstörungen oder Leberfunktionsstörungen
- Ernährung: hoher Mineralstoffgehalt/Übermineralisierung des Futters (vor allem Magnesium, Calcium)
- Veränderung im pH-Wert des Urins
- zu geringe Flüssigkeitszufuhr
- genetische Disposition
- Mangel an Bewegung und Übergewicht
- nicht ausreichend häufige Möglichkeiten Harn abzusetzen
- wiederkehrende Blasenentzündungen
Die Entstehung von Harnsteinen ist meist multifaktoriell bedingt. So sind bestimmte Erkrankungen, erbliche Vorbelastung (genetische Disposition) oder falsche Ernährung, Faktoren beim Auftreten der Kristalle.
Konkremente können entstehen, wenn die jeweiligen Substrate in hoher Konzentration im Harn vorliegen und ein günstiger pH-Wert zur Kristallbildung vorliegt. Beispiele für Krankheiten, welche zu Harnsteinen führen können, sind Blaseninfektionen, Hyperkalzämie (erhöhter Kalzium-Spiegel im Blut), Reabsorptionsstörungen (bei Aminosäuren wie Cystin) oder Leberfunktionsstörungen.
Eine falsche Ernährung begünstigt Harnsteine auf unterschiedliche Weise. So kann durch die Überversorgung mit harnsteinbildenden Stoffen eine Übersättigung des Harns erfolgen. Außerdem kann die Ernährung eine Verschiebung des pH-Werts des Urins hervorrufen.
Auch eine zu geringe Wasserzufuhr kann Ursache von Harnsteinen sein. Dies führt zu einem reduzierten Harnvolumen, sodass der Punkt der Übersättigung schneller erreicht wird.
Manche Hunderassen haben eine genetische Disposition zu bestimmten Harnsteintypen. Bei Dalmatinern kommen oft Uratsteine vor, bei Bulldoggen Urat- und Cystinsteine. Terrier, Dackel, Bassets, Shih Tzus und Chihuahuas neigen zu Cystinsteinen.
Wie bemerkt man Harnsteine bei seinem Hund? Die Symptome
Die Symptome des Hundes bei Harnsteinen sind vor allem abhängig von Größe der Steine. Kleine Kristalle (sogenannter Blasen- oder auch Harngrieß) können teilweise gut mit Harn ausgeschieden werden, wo hingegen große Kristalle zur Verlegung der Harnröhre führen können. Dabei können folgende Symptome auftreten:
- häufiger Harndrang
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen durch Verstopfung der Harnröhre
- der Harnabsatz dauert länger als gewöhnlich
- es können nur geringe Mengen Urin abgegeben werden
- Schmerzen beim Wasserlassen und Abtasten des Bauches
- Blut im Urin
- Harnträufeln
- Inkontinenz
Typische Symptome sind häufiger Harndrang und Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Der Hund zeigt Schmerzen oder setzt häufig zum Harnlassen an, wobei aber nur langsam geringe Mengen fließen. Durch die ständige Reizung der Schleimhaut durch die Kristalle kann auch Blut im Urin (Hämaturie) sein.
In seltenen Fällen können die Konkremente auch aus Niere oder Blase ausschwemmen und die weiterführenden Harnwege verlegen. Sind die Harnwege durch die Steine vollständig verschlossen, kann der Hund keinen Harn mehr absetzen, die gefüllte Blase verursacht beim Abtasten starke Schmerzen. Dies ist ein lebensbedrohlicher Notfall, das Tier muss in solchem Fall umgehend in tierärztliche Behandlung.
Man sollte jedoch nicht erst einen Tierarzt aufsuchen, wenn der Hund keinen Harn mehr absetzen kann. Auch bei den zuvor genannten Symptomen, sollte ein Tierarzt konsultiert werden, da diese auch Anzeichen für eine Blasenentzündung sein können, die für den Hund ebenfalls schmerzhaft ist.
Diagnose Blasensteine
- Röntgen bzw. Ultraschall um Harngries und/oder Steine festzustellen
- Harnanalyse im Labor
- Urinsediment mit Mikroskop
- Steinanalyse
Um die Harnsteine zu diagnostizieren, kann eine Röntgenaufnahme und eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden. Je nach Art des Harnsteins, ist dieser mehr oder weniger gut beim Röntgen bzw. im Ultraschall sichtbar. Die Untersuchung des Urins ist sinnvoll, um abzuklären, ob eine bakterielle Infektion vorliegt und um Informationen über das Harnmilieu zu gewinnen.
Anhand des Urinsediments kann eine erste Einschätzung zur vorliegenden Steinart getroffen werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich eine Steinanalyse im Labor durchführen zu lassen. Dadurch kann eindeutig geklärt werden, welche Steinart vorliegt, was wiederum entscheidend für die nachfolgende Therapie ist.
Wie werden Harnsteine behandelt? Therapie und Prophylaxe
Die Behandlung der Harnsteine erfolgt medikamentös, chirurgisch und über die Ernährung. Die Ernährung kann dabei eine behandelnde und auch vorbeugende Rolle einnehmen. Zunächst muss jedoch bestimmt werden, um welche Art von Harnsteinen es sich handelt. Nur so können die richtigen Maßnahmen gewählt und angepasst werden, um die Steine zu entfernen und neuen Steinen vorzubeugen.
Behandlung von Harnsteinen durch chirurgische Maßnahmen
Chirurgische Maßnahmen können z. B. das Ausspülen oder die Operation der Harnsteine sein. Durch Legen eines Katheters in die Blase werden kleine Steine ausgespült.
Können die Steine nicht ausgespült werden, so müssen sie durch eine Operation entfernt werden. Bestimmte Medikamente sind in der Lage manche Harnsteine durch Veränderung des pH-Werts des Urins in der Blase aufzulösen.
Behandlung von Harnsteinen über die Ernährung
Die Behandlung von Harnsteinen über die Ernährung des Hundes folgt nach drei Prinzipien:
- Die Zufuhr der harnsteinbildenden Substanzen verringern.
- Die Konzentration der steinbildenden Substanzen im Harn reduzieren.
- Die Stoffe im Harn besser löslich machen.
Der erste Schritt hierzu ist immer die Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr. Da der Hund nicht zwangsläufig mehr trinkt, wenn man ihm mehr Wasser anbietet, ist es am einfachsten, das Futter zu wässern. Nassfutter hat den Vorteil, dass es bereits einen sehr hohen Anteil an Flüssigkeit aufweist, aber auch trockenem Futter kann man im Verhältnis von drei Teilen Wasser zu einem Teil Hundefutter die richtige Menge Wasser hinzufügen. Auch ein Trinkbrunnen kann dazu beitragen die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen. Sie werden zwar eher für Katzen hergestellt, werden aber auch von Hunden angenommen.
Die Arten von Harnstein und die Anpassung der Ernährung
Je nach Art der Harnsteine sind folgende Anpassungen durchzuführen:
Struvit
- neben Calciumoxalaten die häufigste Steinart
- Aussehen: Sargdeckelförmig, rechteckig mit 6-8 Seiten, farblos
- Auftreten: typisch bei ausgewachsenen Hunden
- Entstehung: bei Hunden oft aus bakterieller Infektion, bilden sich im basischen ph-Bereich
Die chemische Bezeichnung von Struvit ist Ammoniummagnesiumphosphat. Der Name zeigt, dass Ammonium, Magnesium und Phosphor enthalten sind, die Steine bestehen also aus diesen Stoffen. In einigen Futtermitteln ist der Gehalt an diesen Mineralstoffen unnötig hoch und leistet der Kristallbildung auf diese Weise Vorschub. Daher ist die Versorgung mit Magnesium und Phosphor zu verringern. Ammonium ist ein Stoffwechselprodukt aus dem Proteinstoffwechsel. Aus diesem Grund sollte ebenso die Eiweißversorgung verringert und auf den tatsächlichen Bedarf des Hundes angepasst werden. Ein hoher Getreideanteil ist zudem kontraproduktiv, da dieser den pH-Wert beeinflussen kann. Eine Anpassung des Futters an die individuellen Bedürfnisse des Hundes kann der Entstehung der Steine vorbeugen. Zur Auflösung vorhandener Struvitsteine sollte der pH-Wert des Urins im sauren Bereich liegen (6,2 bis 6,5). Wenn möglich sollten Hunde, die unter Struvitsteinen leiden, nur einmal täglich gefüttert werden, da der Harn-pH-Wert nach der Fütterung ansteigt.
Kalziumoxalat
- Hauptrisikofaktor ist die Übersättigung des Harns mit Kalzium und Oxalat
- Entstehung in zu saurem Harn
- Vorkommen bei Hunden häufiger als bei Katzen
- ältere Rüden ab circa 7 Jahren sind am häufigsten betroffen, vor allem Schnauzer, Lhasa Apso, Yorkshire Terrier und Zwergpudel
- tritt oft sekundär bei Morbus Cushing auf
Auch Calciumoxalat genannt, ist ein Salz der Oxalsäure. Hier muss die Versorgung mit Kalzium und Vitamin D auf den tatsächlichen Bedarf des Tieres verringert werden. Außerdem sollte keine übermäßige Zufuhr an Vitamin C erfolgen. Weiter sind oxalsäurereiche Futtermittel wie Gemüse (z. B. Spinat, Mangold, rote Beete, Mandeln) zu vermeiden. Aber auch bindegewebsreiche Eiweißquellen wie Schlachtabfälle sollten umgangen werden, weil deren Verstoffwechselung ebenso Oxalate hervorbringt. Daher ist es wichtig, den genauen Eiweißbedarf des Hundes festzustellen und auf qualitativ hochwertige Proteinquellen umzustellen. Durch die Verringerung der Kalzium- und Oxalsäurezufuhr kann der Steinbildung entgegengewirkt werden. Der pH-Wert sollte in einem neutralen bis leicht alkalischen Bereich (bei 6,8 bis 7,3) liegen.
Cystinsteine
- Entstehung durch einen zu hohen Gehalt an Cystin im Urin
- Tritt überwiegend bei männlichen Tieren und folgenden Rassen auf: Dackel, Neufundländer, englische Bulldogge, Basset und Yorkshire Terrier
- Cystin ist eine Aminosäure, die bei gesunden Tieren über Niere gefiltert und rückresorbiert, durch einen Gendefekt wird dieser nicht zurück resorbiert und bleibt im Urin, dadurch können Cystinsteine entstehen
Da Cystinsteine vor allem auf Grund genetischer Disposition der jeweiligen Rasse auftreten, ist eine Behandlung über die Ernährung schwierig und langwierig. Es ist zu empfehlen, den Gehalt an tierischem Protein bzw. schwefelhaltiger Aminosäuren des Hundefutters auf den tatsächlichen Bedarf zu reduzieren. Der pflanzliche Anteil an Protein sollte erhöht werden. Weiterhin sollten bestimmte cystinreiche Eiweißquellen (z. B. Eier) ausgeschlossen werden. Der pH-Wert sollte im neutralen Bereich liegen und die Aufnahme von ausreichend Wasser sollte unterstützt werden.
Urat
- Entstehung: wenn Ammoniak in höheren Mengen über Harn ausgeschieden wird und / oder wenn in saurem Urin Harnsäure konzentriert vorkommt
- niedrige Wasseraufnahme und purinreiche Nahrung erhöhen das Harnsteinrisiko erhöht
- Uratsteine können rassebedingt bei Dalmatinern auftreten, da bei Ihnen die Umwandlung von Harnsäure in Allantoin genetisch bedingt vermindert ist und so Harnsäure vermehrt über den Harn ausgeschieden wird
- Uratsteine lassen sich auflösen
- pH Wert muss dazu zwischen 6,5 und 7,2 liegen (zusätzlich purinarme Ration mit bedarfsgerechter Eiweißzufuhr)
Urate sind Salze der Harnsäure und entstehen aus Reaktionen der Harnsäure mit anderen Stoffen. Im Fall von Uratsteinen ist übermäßig viel Harnsäure vorhanden. Sie ist das Stoffwechselprodukt des Purinstoffwechsels. Uratsteine kommen vor allem bei Dalmatinern vor. Eine purinarme Diät kann das Auftreten und die erneute Bildung von Uratsteinen vermindern. Aus diesem Grund sollte die Aufnahme von purinreichen Proteinquellen verringert werden. Dennoch sollte auf eine bedarfsgerechter Eiweißzufuhr geachtet werden. Futtermittel wie Innereien (z. B. Herz, Leber oder Niere) und bestimmte Fischarten wie Sardinen und Sardellen sind als Proteinquellen zu meiden. Stattdessen ist die Zufuhr von Proteinen über Ei- und Milchprodukte zu empfehlen. Der Harn sollte einen leicht alkalischen pH-Wert (zwischen 6,5 und 7,2) aufweisen.
Silikat
Silikate sind die Salze der Kieselsäure. Diese Steine kommen nur selten vor. Ihnen kann durch Vermeidung kieselsäurehaltiger Futtermittel wie Gemüse, Sojaschalen und Reisfuttermehl vorgebeugt werden.
Durch die obenstehenden Erläuterungen wird deutlich, die wichtig die Rolle der Ernährung bei Harnsteinen ist. Mit einem angepassten Hundefutter, welches weniger harnsteinbildende Stoffe enthält, kann bestimmten Harnsteinen vorgebeugt werden.
- Unser Tipp
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- Die Futterprobe ist auf den Energie- und Nährstoffbedarf deines Hundes abgestimmt.
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