Getreide für den Hund: Hafer, Mais und Co.
Das Thema „Getreide im Hundefutter“ sorgt regelmäßig für viel Gesprächsstoff unter Hundemenschen. Die einen argumentieren mit dem Wolf als Ahnen, der kein Getreide jagt. Die nächsten argumentieren mit zunehmenden Unverträglichkeiten durch verarbeitetes Getreide oder, dass Getreide Krebs verursachen soll. Und wiederum andere sehen in Getreide nur einen billigen Füllstoff der Futtermittelindustrie. Woher kommen aber diese Mythen um Getreide für den Hund? Wir gehen dem Ganzen auf den Grund!
Inhaltsverzeichnis
Getreide im Hundefutter – 6 Fakten
- Im Laufe der Domestikation hat sich der Verdauungsapparat des Hundes immer mehr der menschlichen Ernährung angepasst.
- Getreide im Hundefutter ist stärke- und eiweißreich, die Samenhülsen sind mineral- und ballaststoffreich.
- Erhitztes Getreide mit aufgeschlossener Stärke ist für Hunde sehr gut verträglich.
- Getreide ist aufgrund von kurzen Lieferwegen und verhältnismäßig niedrigem Ressourcenaufwand ein umweltschonendes Lebensmittel.
- Getreide für Hunde ist nicht allergieauslösender als andere pflanzliche Futterbestandteile.
- Besonders für Hunde mit Nieren- oder Lebererkrankungen, Leishmaniose oder Harnsteinen ist eine proteinreduzierte Ernährung wichtig. Kohlenhydrate aus einem Hundefutter mit Getreide eignen sich in solchen Fällen als gesunde Energiequelle.
Dr. Maria Hänse hat Veterinärmedizin studiert, war mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig tätig und widmet sich nun der Weiterentwicklung des futalis® Ernährungskonzeptes. Erfahre mehr über unsere Autorin!
„In meiner täglichen Arbeit sehe ich sehr viele Hunde, die auf einen reduzierten Fleischanteil angewiesen sind: nieren- oder leberkranke Hunde, Hunde mit Leishmaniose, Harnsteinen oder Magen-Darm-Erkrankungen. Aber auch bei kerngesunden Hunden achten wir auf eine bedarfsgenaue Zufuhr an Proteinen. Getreide ist eine ideale Energiequelle und Ergänzung zu Protein und Fett für die Energiegewinnung. Darüber hinaus ist uns auch unser ökologischer Fußabdruck wichtig. Warum sollten wir unsere Hunde mit übermäßig viel Fleisch ernähren, wenn es gar nicht nötig ist? Mit unserer bedarfsgenauen Futterberechnung und der Nutzung von beispielsweise Reis, Hafer und Mais tragen wir somit zum Tierwohl unserer Hunde wie auch der Nutztiere bei.“Was versteht man unter Getreide?
Der Begriff Getreide umfasst grasartige Pflanzen (Süßgräser), die Früchte in Körnerform tragen. Zum Getreide gehören vor allem Weizen, Dinkel, Hafer, Roggen, Gerste, Reis, Mais und Hirse:
- Die Körner enthalten, je nach Getreideart, den stärkereichen Mehlkörper, den fett- und proteinreichen Keimling, die faser- und mineralstoffhaltigen dünnen Samenhülsen sowie die zum Teil verholzenden Spelzen.
- Je nach Zubereitungsart der Körner entstehen Getreideprodukte mit unterschiedlicher Nährstoffzusammensetzung. Das sogenannte Vollkorn enthält noch alle Bestandteile und Nährstoffe. Getreideflocken sind erhitzte und gequetschte Körner und somit stärke- und eiweißreich. Getreidemehl besteht überwiegend aus Stärke. Kleie umfasst vorrangig die faser- und mineralstoffreichen Samenhülsen. Keimöl wird aus den fettreichen Keimlingen gewonnen. Darüber hinaus gibt es noch weitere unzählige Getreideprodukte und -nebenprodukte, die im Hundefutter vorkommen können.
Beachte: Da Getreide ein Naturprodukt ist, können wir dir nur die Durchschnittswerte liefern. Der Gehalt an verschiedenen Nährstoffen kann je nach Sorte, Anbau und Wetter mit jeder Ernte davon abweichen.
Dinkel für Hunde?
- Dinkel enthält das Klebereiweiß Gluten, sogar in etwas größerer Menge als Weizen.
- Es zählt zu den Urgetreidesorten, wobei Grünkern eine Sonderform ist.
- Im ganzen Korn enthält Dinkel 64 % Kohlenhydrate, 13 % Protein und 4 % Fett sowie ca. 8 % Ballaststoffe in den Spelzen.
- Dazu kommen Kalium, Eisen, Vitamin B1 und B3.
Gerste für Hunde?
Hafer für Hunde?
- Haferflocken sind glutenfrei und zugleich nährstoffreicher als andere Getreidesorten.
- Das steckt im Hafer: 59 % Kohlenhydrate, 14 % Protein, 7 % Fett und ca. 10 % Ballaststoffe.
- Hafer enthält außerdem die Vitamine B1, B2, B5, B6, B9, E und K, dazu Biotin, Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Phosphor und Zink – ein echter Superheld unter den Getreidesorten.
- Er ist widerstandsfähiger als andere Getreidesorten, benötigt daher weniger Ressourcen und ist somit ökologischer.
- Wir lieben Hafer als Getreide für den Hund und Ergänzung im Hundefutter, und zwar, weil er auf die Verdauung und Kotbeschaffenheit regulierend einwirkt.
Hirse für Hunde?
- Hirse ist nährstoffreich und glutenfrei.
- Teff ist eine Hirseart.
- Hirse enthält 69 % Kohlenhydrate, 10 % Protein, 2 % Fett und ca. 4 % Ballaststoffe.
- Dazu kommen Calcium, Eisen (ca. 2 bis 3x mehr als im Weizen), Flour, Kalium, Magnesium, Phosphor, Silicium, Zink und B-Vitamine.
Dürfen Hunde Mais essen?
- Für Hundefutter nutzt man in der Regel Futtermais. Dieser ist wie sein Cousin Zuckermais glutenfrei.
- Mais enthält 61 % Kohlenhydrate, 10 % Protein, 4 % Fett und 2 % Ballaststoffe.
- Enthaltene Vitamine und Mineralstoffe: Provitamin A, Vitamin B1, B2, B3, B6, C und E sowie Calcium, Eisen, Kalium, Natrium, Phosphor und Zink.
- Wir lieben Mais als Getreide für Hunde und als Zusatz im Futter, weil er unsere vierbeinigen Lieblinge mit essentiellen Amonisäuren versorgt. So können wir einen Teil ressourcenlastiges Fleisch in unseren Rationen durch umweltfreundlicheren Mais austauschen. Mais fördert zudem die Hundeverdauung.
Was ist Maisgluten?
Der Begriff „Maisgluten“ ist ein wenig irreführend. Dabei handelt es sich um ein Nebenprodukt der Maisverarbeitung, insbesondere bei der Herstellung von Maisstärke und Maissirup. Es besteht hauptsächlich aus den Proteinen des Maiskorns. Trotz seines Namens enthält Maisgluten kein Gluten im Sinne von Weizengluten.
Reis für Hunde?
- Reis ist eine leicht verdauliche und glutenfreie Kohlenhydratquelle.
- Das steckt im Reis: 74 % Kohlenhydrate, 7 % besonders hochwertiges Protein, 2 % Fett und ca. 8 % Ballaststoffe.
- Das Getreide enthält zudem Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Zink, Vitamin B1, B3, B5, B6 und E.
- Wir lieben Reis im Hundefutter, weil er verträglich sowie hochverdaulich ist und den Proteingehalt nicht in die Höhe treibt. Damit ist Reis ein perfekter Energielieferant und ein gesundes Getreide für Hunde.
Roggen
- Roggen enthält das Klebereiweiß Gluten, allerdings deutlich weniger als Weizen.
- Es enthält 60 % Kohlenhydrate, 9 % Protein, 2 % Fett und 14 % Ballaststoffe.
- Enthaltene Vitamine & Mineralstoffe: Betacarotin, Vitamin A, B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9, E und K; dazu Calcium, Eisen, Folsäure, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium und Zink.
Weizen für Hunde?
- Weizen enthält das Klebereiweiß Gluten.
- Einkorn, Emmer und Kamut sind ebenfalls Weizenarten.
- Betrachtet man das ganze Korn, liefert Weizen zu 60 % Kohlenhydrate, 11 % Protein und 2 % Fett. Dazu kommen ca. 14 % Wasser und 13 % Ballaststoffe, die aber primär in den Spelzen enthalten sind.
- Das Getreide enthält viele B-Vitamine: Thiamin (B1), Riboflavin (B2), Niacin (B3), Pyridoxin (B6), Biotin (B7) und Folsäure (B9). Diese sind wichtig für ein gesundes Nervensystem deines Hundes.
- Enthaltene Mineralstoffe: Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Mangan, Phosphor und Zink.
Was ist eine Getreideallergie beim Hund?
Hundehalter*innen suchen heutzutage vermehrt nach Hundefutter ohne Getreide. Dem Trend nach getreidefreien Lebensmitteln scheint die Angst vorauszugehen, der Gesundheit seines vierbeinigen Lieblings zu schaden.
- Hundebesitzer*innen vermuten häufig eine Glutenunverträglichkeit. Diese ist aber keine Futterunverträglichkeit, sondern eine Erkrankung des Menschen (Zöliakie) und kommt bei Hunden so nicht vor.
- Nichtsdestoweniger kann deine Fellnase auf bestimmte Getreidesorten allergisch reagieren, wie auch auf andere pflanzliche oder tierische Zutaten.
- Die Diagnose kann nur dein Tierarzt*deine Tierärztin mit einer Eliminationsdiät bzw. Ausschlussdiät stellen.
Getreide für den Hund: Futtermythen und ihre Auflösung
Wir behaupten keck: Nur über Elvis Presley und die erste Mondlandung halten sich mehr Mythen als zum Thema „Getreide im Hundefutter“. Doch im Vergleich zum verschwörerischen Sumpf der ersten Themen gibt es über Getreide und seinen Nutzen im Hundefutter viele belegbare Studien.
Wölfe jagen kein Getreide oder: Wie der Wolf zum Getreide kam
Als sich die Wölfe vor rund 12.000 Jahren den Menschen anschlossen und sich zu Haushunden entwickelten, passten sie auch ihren Stoffwechsel an. Statt auf Beutezug zu gehen, fraßen sie, was der Mensch in der Nähe der Höhle liegen ließ. Das waren oft auch Getreideprodukte. Um der Ernährungsumstellung des frühen Hundes auf die Spur zu kommen, untersuchten schwedische Forscher*innen aus Uppsala das Erbgut von 19 Wölfen und von 71 Hunden aus 38 verschiedenen Rassen:
- Das Team stellte fest, dass sich bei der Domestikation des Wolfes zum Haushund einige Gene veränderten. „Es ist unklar, wie und warum die Hunde domestiziert wurden“, erklärt Erik Axelsson gegenüber der Fachzeitschrift Nature.
- Menschen könnten Wolfswelpen gehalten und die gezähmten Tiere als Jagdhilfe oder als Aufpasser eingesetzt haben.
- Möglich wäre auch, dass der Wolf die Abfälle der Menschen appetitlich fand und sich ihnen deshalb anschloss.
Ihre wichtigste Entdeckung: Bei ihrer Genanalyse fanden die Forscher*innen zehn Erbgutabschnitte, die es den Hunden leichter machten, Stärke zu verdauen:
- Vor allem lassen sich drei Enzyme beim Hund in erheblich größerer Anzahl als beim Wolf finden, die für die Spaltung und Umwandlung der Stärke zuständig sind.
- Die frühen Hunde gewöhnten sich an den Speiseplan des Menschen und ernährten sich vermehrt mit Stärke, die in Getreide enthalten ist.
- Eine ähnliche Veränderung durchlief vermutlich auch der menschliche Verdauungstrakt, als sich der landwirtschaftliche Anbau entwickelte.
Hundefutter mit Getreide fördert Unverträglichkeiten
Hundehalter*innen tendieren dazu, Getreide häufig als Hauptursache für Allergien anzusehen, obwohl es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt:
- In der Realität treten die meisten Allergien oder Unverträglichkeiten bei Hunden gegenüber tierischen Proteinquellen auf.
- Getreide für Hunde trägt zwar auch ein gewisses Allergiepotential in sich, dieses ist aber vergleichbar mit anderen pflanzlichen Futterbestandteilen.
- Die mitunter vermutete Glutenunverträglichkeit ist eine Erkrankung des Menschen und kommt so bei Hunden nicht vor.
- Sollte dein Hund eine Getreidesorte nicht vertragen, kannst du im Regelfall bedenkenlos auf ein anderes Getreide im Hundefutter umstellen.
Ein falscher Umkehrschluss als Ursache für den Mythos: Es gibt viele Hunde, die Unverträglichkeiten auf einzelne Getreidesorten wie bspw. Weizen aufzeigen. Das liegt aber nicht daran, dass Hundefutter mit Getreide ein höheres Allergiepotential hat. Das Gegenteil haben wir ja bereits beschrieben. Die Ursache liegt eher darin, dass Getreide und bei uns vor allem gut verfügbarer, heimischer Weizen so oft in Futtermitteln, Hundesnacks und auch menschlicher Nahrung verwendet wird. Fast jeder Hund hatte also schon einmal Kontakt mit Getreide – die Grundvoraussetzung, damit sich eine Unverträglichkeit entwickelt.
Getreide ist für Hunde unverdaulich
Auch wenn wir zum Mythos „Wölfe jagen kein Getreide“ schon die schwedischen Forscher*innen zitiert haben, die belegen konnten, dass Hunde sehr wohl Getreide verdauen können, möchten wir auf diesen Mythos noch einmal separat eingehen:
- Im Rohzustand ist Getreide tatsächlich schlecht verträglich für Hunde. Aber auch wir essen kein Getreide im rohen Zustand!
- Getreide wird niemals roh, sondern immer erst nach ausreichender Erhitzung und Garung an Hunde verfüttert oder im Hundefutter verarbeitet.
- Erhitztes Getreide mit aufgeschlossener Stärke ist sehr gut verträglich für Hunde.
Getreide verursacht Krebs
Dieser Mythos entspringt vermutlich einem Missverständnis, hält sich aber aufgrund seiner emotionalen Botschaft sehr hartnäckig:
- Tumorzellen ernähren sich von Kohlenhydraten, das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Kohlenhydrate Tumore auch verursachen.
- Bei Krebserkrankungen wird eine kohlenhydratarme Ernährung empfohlen.
- Umwelteinflüsse, das Alter oder genetische Dispositionen sind primäre Ursachen für Tumore und Krebserkrankungen.
Getreide ist ein billiger Füllstoff der Futtermittelindustrie
Die Aufklärung dieses Mythos ist für uns eine Herzenssache, weil wir uns direkt angesprochen fühlen:
- Wie bereits in mehreren Abschnitten aufgezeigt, sind die verschiedenen Getreidesorten gesunde Energie- und Nährstofflieferanten – sowohl für Hunde als auch für Menschen.
- Das im Getreide enthaltene Klebereiweiß hat eine nützliche Funktion in der Herstellung von Trockenfutter, ähnlich wie beim Kuchen Backen. So dient das Getreide im Hundefutter nicht nur als gesunde Zutat, sondern hält die Kroketten auch schön zusammen, ohne unnötige Zusatzstoffe.
- Getreide ist tatsächlich günstiger als bspw. Fleisch, doch das macht es längst nicht minderwertiger. Getreide ist günstiger, weil es in der Herstellung weniger Ressourcen benötigt als Fleisch.
- Aufgrund von kurzen Lieferwegen und einem verhältnismäßig niedrigen Ressourcenaufwand ist Hundefutter mit Getreide gut für die Umwelt.
Ist Getreide gut für Hunde? Auf jeden Fall!
- Durch ihren hohen Stärkegehalt sind Getreidekörner eine gut verträgliche Energiequelle für Hunde.
- Besonders gut verdaulich sind Haferflocken oder andere Getreideflocken, weil die enthaltene Stärke durch Erhitzung bereits aufgeschlossen ist.
- Im Trockenfutter ist die Getreidestärke durch die Erhitzung besonders gut aufgeschlossen und bestens verdaulich.
- Ein überhöhter Anteil an Fleisch oder Fett in der Nahrung kann Verdauungsprobleme bei Hunden hervorrufen und ihren Stoffwechsel überlasten. Getreide für Hunde als Kohlenhydratlieferant ist in diesen Fällen die bessere Wahl.
- Der ökologische Fußabdruck von Getreide im Hundefutter, besonders mit heimischen Sorten, ist vergleichsweise niedrig. Warum sollten wir unsere Hunde mit übermäßig viel Fleisch ernähren, wenn es gar nicht nötig ist?
Das Fazit unserer Tierärztin Maria:
„Wir können häufig beobachten, dass ein überhöhter Anteil an Fleisch in der Nahrung Verdauungsbeschwerden hervorrufen kann. Eine überhöhte Proteinzufuhr durch sehr hohe Fleischanteile kann auch den Stoffwechsel belasten – überschüssige Eiweißabbauprodukte müssen vom Körper wieder ausgeschieden werden. Die gesundheitlichen Folgen können Harnsteine oder eine übermäßige Belastung der Nieren und der Leber sein. Getreide ist hingegen eine gesunde Energiequelle für eine gesunde und ausgewogene Ernährung unserer Hunde.“
- Unser Tipp
- Lerne unser futalis Konzept kennen.
- Die Futterprobe ist auf den Energie- und Nährstoffbedarf deines Hundes abgestimmt.
- Klicke dich durch unseren Futterassistenten und füge deine individuelle Futterprobe deiner Bestellung hinzu.