Blindenhunde
Ein Blindenhund – in der Fachsprache eigentlich als Blindenführhund bezeichnet – begleitet blinde und sehbehinderte Menschen durch den Alltag. Um einen Hund auf seine zukünftige Tätigkeit als Blindenführhund vorzubereiten, ist eine spezielle Ausbildung nötig. Wir verraten dir in diesem Beitrag u. a., wie eine solche Ausbildung zum Blindenhund abläuft und was ein Blindenführhund kostet. Wir haben außerdem ein Interview mit dem Blindenführhundhalter Erol Sakinc geführt. Erol gibt dir einen Einblick in seinen Alltag mit seinem Blindenführhund Hunter.
Inhaltsverzeichnis
Blindenhund Steckbrief
Blindenhunde haben eine verantwortungsvolle Aufgabe. Nicht jeder Hund eignet sich daher auch als Blindenführhund. Folgende Eigenschaften und Voraussetzungen sind essentiell, um als Blindenführhund zu arbeiten:
- Größe: Es eignen sich mittelgroße bis große Hunderassen; die ideale Schulterhöhe liegt zwischen 50 und 65 cm. Der Grund hierfür ist, dass das Blindenführhundgeschirr optimal sitzen sollte, damit der*die Führhundhalter*in sich vom Hund führen lassen kann.
- Charakter: Friedlich (kein aggressives Verhalten), wenig bis keinen Jagdtrieb, aufmerksam, intelligent, ruhig, selbstbewusst
Blindenhunde sollten insgesamt wesensfest sein. Denn sie müssen auch in stressigen Situationen, etwa im unübersichtlichen Straßenverkehr oder in großen Menschenmassen, stets den Überblick behalten und die Sicherheit ihrer Bezugspersonen garantieren.
- Gesundheitszustand: Ein Blindenführhund muss zu 100 % gesund sein, d. h. ein Tierarzt*eine Tierärztin muss Erbkrankheiten, Augenkrankheiten, Gelenkprobleme sowie weitere körperliche Beeinträchtigungen ausschließen.
Vierbeiner, die aus seriösen Zuchten stammen, sind daher beliebt, wenn es darum geht, zukünftige Blindenführhunde für eine Ausbildung auszuwählen.
Was ist ein Blindenhund?
Blindenhunde sind treue Begleiter für blinde oder hochgradig sehbehinderte Hundehalter*innen:
- Blindenhunde helfen blinden oder sehbehinderten Menschen in alltäglichen Situationen, die für sie herausfordernd sind. Denn außerhalb ihrer gewohnten häuslichen Umgebung benötigen sie Unterstützung, beispielsweise im Straßenverkehr.
- Blindenführhunde ermöglichen ihren Bezugspersonen also ein unabhängigeres und mobileres Leben.
- Wie viele Blindenhunde gibt es in Deutschland? Hierzulande leben ca. 2.000 bis 2.500 Blindenführhunde. Damit erhalten etwa 1–2% aller Blinden und Sehbehinderten Unterstützung durch einen Assistenzhund.
Tag des Blindenhundes
Am 29. Januar ist der Tag des Blindenführhundes. Das Datum zu Ehren der hilfsbereiten Vierbeiner geht auf die Gründung der ersten US-amerikanischen Blindenführhundeschule zurück.
Aufgaben eines Blindenhundes – was macht ein Blindenhund?
Ein Blindenführhund lernt in seiner Ausbildung, wie er Menschen ohne oder mit wenig Sehkraft unterstützt. Außerdem kann er auch eine emotionale Stütze sein. Doch welche Aufgaben übernimmt ein Blindenhund genau? Was kann ein Blindenhund?
- Ein Blindenhund ist eine Mobilitätshilfe für blinde und sehbehinderte Menschen. Er hat die Aufgabe seine*n Halter*in sicher durch den Alltag zu führen. Über das Blindenführhundgeschirr mit stabilem Führbügel halten der*die Hundehalter*in und der Blindenführhund den Kontakt.
- Ein Blindenführhund erkennt mögliche Hindernisse bzw. Gefahren für blinde und sehbehinderte Menschen und zeigt diese entsprechend an. Das kann bedeuten: vor Treppen, Türen, Bordsteinkanten usw. stehen bleiben; Pfützen, Bänke und weitere bodennahe Hindernisse umgehen; bei Hindernissen auf Kopfhöhe des Halters*der Halterin hochspringen oder stehen bleiben (z. B. Straßenschilder, Schranken oder Lampen).
- Blindenführhunde können einen freien Sitzplatz im Bus, in der Tram oder im Zug finden.
- Blindenhunde können den Weg zur Arztpraxis, den Eingang eines Geschäfts und weitere Orte finden.
- Der Führhund reagiert auf Hörzeichen, also Sprachbefehle. Er beherrscht zwischen 40 und 70 dieser Hundekommandos.
- Ein Blindenführhund lernt einen „intelligenten Ungehorsam“. Das bedeutet, dass er die Befehle seines Halters*seiner Halterin verweigert, um ihn*sie vor einem Hindernis zu schützen. Dies ist z. B. bei der Abgrundverweigerung der Fall: Nähert sich der*die Führhundhalter*in beispielsweise einem Gleisbett, bleibt sein*ihr Blindenführhund stehen, obwohl er*sie ihm befiehlt, weiterzugehen.
- Ein Blindenhund eignet sich an, nicht auf andere Hunde zu reagieren, wenn er das Führgeschirr trägt und im Dienst ist.
Welche Kommandos/Hörzeichen beherrscht ein Blindenhund?
Um dir einen beispielhaften Einblick zu geben, welche Hundekommandos Blindenhunde beherrschen können, haben wir dir ein paar aufgelistet:
- „Suche Ampel“
- „Suche Zebra“
- „Nach Hause“
- „Zum Geschäft“
- „Voran“
- „Weiter“
Blindenführhunde: Arbeit und Freizeit trennen
Wenn Blindenführhunde mit ihrem*ihrer Führhundhalter*in unterwegs sind, arbeiten sie. Allerdings hat auch ein Blindenhund die typischen, hündischen Bedürfnisse nach Spiel und Spaß:
- Hundehalter*innen sollten Arbeit und Freizeit konsequent trennen. Wenn ein Blindenführhund sein Führhundgeschirr trägt, ist er im Dienst. Er hat aber auch ausreichend wohlverdiente Pausen verdient, in denen er einfach nur Hund sein darf.
- Soziale Kontakte mit anderen Hunden oder einfach nur mal Herumtoben fördern das Wohlbefinden und die Gesundheit von Blindenhunden.
Blindenhunde: Rasse
Welche Rassen sind als Blindenführhunde geeignet? Die Hunderassen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit eine Blindenhund-Ausbildung und später die Tätigkeit an der Seite einer blinden oder sehbehinderten Person sinnvoll ist:
- Der Labrador Retriever ist eine beliebte Rasse für Blindenführhunde, denn i. d. R. bringen sie viele vorteilhafte Eigenschaften mit. Einige Züchter*innen von Labradoren spezialisieren sich aus diesem Grund ausschließlich darauf, zukünftige Blindenhunde zu züchten.
- Neben dem Labrador Retriever eignen sich auch die folgenden Hunderassen als Blindenführhunde, nachdem sie Wesens- und Gesundheitstests bestanden haben: Golden Retriever, Schäferhund, Königspudel, Riesenschnauzer, Airedale Terrier und unterschiedliche Mischlinge.
Ausbildung zum Blindenführhund
Ein Blindenführhund durchläuft eine intensive Ausbildungszeit mit mehreren Phasen. Doch wie werden Blindenhunde ausgebildet? Grundsätzlich ist der Ablauf einer Ausbildung zum Blindenhund folgendermaßen aufgebaut:
Phase 1: Welpenalter
- Die Ausbildung zum Blindenhund beginnt bereits im Welpenalter.
- Einige Blindenhundeschulen züchten selbst Blindenführhunde. In solchen Fällen kommen die zukünftigen Blindenführhunde dann bereits in ihrer Ausbildungsstätte zur Welt. Alternativ kaufen Führhundschulen geeignete Welpen an, die von der Muttermilch entwöhnt sind.
- Der Welpe unterzieht sich zunächst mehreren Wesenstests. In diesen Tests darf er z. B. keine Aggression zeigen. Ein Tierarzt*eine Tierärztin führt außerdem Gesundheitstests durch.
Phase 2: Patenfamilie
- Besteht der Welpe die Wesens- und Gesundheitstests, kommt er meist für ein Jahr in eine Patenfamilie.
- In dieser Zeit steht eine intensive Sozialisierung auf dem Programm. Die Patenfamilie gewöhnt den Hund an verschiedene alltägliche Situationen, darunter Begegnungen mit vielen (fremden) Menschen und Hunden, laute Geräuschkulissen sowie das Fahren mit Bus, Straßenbahn oder Zug.
- Der zukünftige Blindenführhund erlernt in seiner Patenfamilie neben sozialen Kompetenzen auch Friedfertigkeit und wird stubenrein.
- Verhält sich ein Hund in sozialen Situationen ängstlich, gereizt, unruhig oder sogar aggressiv, endet seine Ausbildung zum Blindenhund vorzeitig. Lässt sich ein Blindenführhund nämlich leicht ablenken, etwa von Straßenlärm oder anderen Hunden im Park, kann das für blinde oder sehbehinderte Hundehalter*innen schnell gefährlich werden.
Phase 3: Training in einer Blindenhundeschule
- Hat der Hund seine Sozialisierungsphase in der Patenfamilie mit Bravour gemeistert? Dann beginnt er ein Training mit speziell ausgebildeten Blindenführhundetrainer*innen.
- Das Training dauert im Normalfall 6 bis 8 Monate.
- In diesem Zeitraum absolviert der zukünftige Blindenhund u. a. die Begleithundeprüfung.
- In der Blindenführhundeschule lernen die Hunde, wie sie im Führgeschirr gehen. Denn später sollen sie ihre Halter*innen sicher durch den Alltag führen, anstatt sich an der Leine ziehen zu lassen. Zudem erlernen sie Hundekommandos wie „Weiter“, „Such Ampel“ oder „Sitz“ und „Platz“.
- Die zukünftigen Blindenführhunde trainieren mit sehenden Personen. Diese können kontrollieren, ob die Vierbeiner alles korrekt ausführen. Bewältigen sie ihre Aufgaben erfolgreich, folgen Lob und Zuwendung, z. B. mittels einer Belohnung in Form eines Hundeleckerlis.
- Es gibt Unterschiede: Jede Blindenführhundeschule arbeitet individuell. Einige Schulen belohnen die Hunde, wenn sie etwas richtig machen und bestrafen sie, wenn ein Kommando mal nicht klappt. Andere Ausbildungsstätten arbeiten nur mit Belohnungen und bestrafen die Hunde nicht.
Phase 4: Einschulung bzw. Kennenlernphase
- Nach dem erfolgreichen Training in der Blindenführhundeschule lernen sich der Blindenhund und sein*e zukünftige*r Hundehalter*in kennen.
- Das Gespann übt zusammen, damit sich beide aneinander gewöhnen. Zunächst trainieren sie in der Ausbildungsstätte des Hundes. Anschließend verlagert sich das Training in die Wohngegend der blinden bzw. sehbehinderten Person.
- Die Kennenlern- und Übungsphase dauert insgesamt zwischen 2 und 4 Wochen. Wichtig ist, dass der Blindenführhund und sein*e Halter*in zusammen harmonieren und als Team funktionieren. Dies ist oft gegeben, wenn beide charakterlich zusammenpassen. So passt ein lebhafter Blindenhund wahrscheinlich besser zu einem aktiveren blinden oder sehbehinderten Menschen.
- Im Laufe dieser Phase begleitet ein*e Hundetrainer*in das Gespann und kann Tipps geben oder seine*ihre Hilfe anbieten.
Phase 5: Gespannprüfung
- Die Gespannprüfung bildet den Abschluss der Ausbildung zum Blindenhund. Das Gespann aus zukünftigem Blindenführhund und dem*der Halter*in absolviert diese Prüfung gemeinsam. Ein*e unabhängige*r Prüfer*in betreut die Abschlussprüfung.
- In der Prüfung sollen Hund und Mensch zeigen, dass sie zusammen funktionieren. Der Blindenhund muss dabei Zeichen wie „Voran“, „Suche X“ usw. verstehen und korrekt ausführen. Eine zentrale Aufgabe ist ebenfalls die Abgrundverweigerung.
Wie lange dauert die Ausbildung zum Blindenhund?
Eine Ausbildung zum Blindenführhund dauert in der Regel bis zu 18 Monate. Ein Jahr davon verbringt der Hund, wie bereits erwähnt, in einer Patenfamilie und ein halbes Jahr lang trainiert er intensiv mit erfahrenen Blindenführhundetrainer*innen.
- Wichtig: Natürlich lernt und trainiert ein Blindenführhund auch nach seiner abgeschlossenen Ausbildung stets weiter. Denn der*die zukünftige Führhundhalter*in hat die Aufgabe, erlernte Kommandos zu wiederholen und neue Befehle einzuüben. So kann der Blindenhund beispielsweise den Weg zu einem neuen Arzt*einer neuen Ärztin lernen oder er muss ein Hindernis erkennen, das ihm seit mehreren Jahren nicht mehr begegnet ist.
Blindenhund in Rente – wie lange ist ein Blindenführhund tätig?
Mit fortschreitendem Alter lassen die körperlichen sowie geistigen Fähigkeiten von Blindenführhunden nach und sie können blinde oder stark sehbehinderte Personen nicht mehr adäquat unterstützen. Deshalb gehen auch Blindenhunde in „Rente“:
- Meist beenden Blindenhunde ihre Arbeit im Alter zwischen 7 und 11 Jahren.
- Eine festgelegte Altersgrenze für Blindenführhunde gibt es jedoch nicht.
Blindenhund kaufen: Kosten
Was kostet ein Blindenhund? Die Qualifikation eines Blindenführhundes schlägt sich deutlich im Preis der hilfsbereiten Vierbeiner nieder:
- Ein Blindenhund kostet zwischen 15.000 und 30.000 Euro.
- Die Krankenkasse kann die Kosten für einen Blindenführhund entweder teilweise oder sogar komplett übernehmen.
Blindenhund beantragen
In Ländern wie Deutschland ist es möglich, einen Blindenhund zu beantragen. Denn Blindenführhunde gelten nach §33 SGB V als gesetzliches Hilfsmittel:
- Die blinde oder sehbehinderte Person muss einen Antrag bei ihrer Krankenkasse einreichen. Im Antrag muss sie nachweisen, dass sie blind oder hochgradig sehbehindert ist, d. h. eine Sehschärfe von unter 5 % hat.
- Blindenverbände oder der Blindenführhundeverband informieren Betroffene step-by-step, wie sie zu ihrem Blindenhund kommen.
- Es ist zudem wichtig, eine passende Blindenführhundeschule zu finden. Dort kann man einen Kostenvoranschlag für einen Blindenführhund erhalten und sich damit an die Krankenkasse wenden.
Dürfen Blindenhunde in den Supermarkt?
Dürfen Blindenhunde überall rein? Blindenführhunde gelten nach §33 SGB V als Hilfsmittel. Aus diesem Grund haben sie besondere Rechte:
- In Deutschland dürfen Blindenhunde grundsätzlich mit in den Supermarkt, in Arztpraxen, ins Kino oder ins Flugzeug.
- Theoretisch können blinde und sehbehinderte Menschen ihre Blindenführhunde an Orte mitnehmen, die für andere Hunde untersagt sind.
- In Deutschland gilt jedoch ebenfalls das Hausrecht. Eigentümer*innen einer Einrichtung können Blindenführhunden und ihren blinden oder sehbehinderten Halter*innen also den Zutritt verwehren.
Warum darf man Blindenhunde nicht streicheln?
Ein Blindenhund übt eine verantwortungsvolle Tätigkeit aus. Wenn du einen Hund siehst, der ein Blindenführhundgeschirr trägt und mit einer blinden Person unterwegs ist, ist er im Dienst:
- Streichle den Blindenhund in diesem Fall bitte nicht! Egal, wie süß und lieb er auch erscheinen mag.
- Streichelst du einen Blindenführhund oder rufst nach ihm, lenkt ihn das ab. Das kann fatale Folgen für den*die blinde*n oder sehbehinderte*n Halter*in nach sich ziehen.
- Tipp: Frage immer vorab den*die Hundebesitzer*in, ob du seinen*ihren Blindenhund streicheln darfst. Ohne Erlaubnis raten wir dir ausdrücklich davon ab, einen Blindenführhund bei seiner Tätigkeit zu stören.
futalis-Interview mit Erol Sakinc zum Thema Blindenführhund
Erol Sakinc ist Mitarbeiter im Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen in Leipzig. Als blinder Mensch mit seinem mittlerweile dritten Blindenführhund ist er ein Experte zum Thema dieses Artikels.
Wie alt bist du (wenn wir das fragen dürfen)?
Ich bin 54 Jahre alt.
Was ist dein Job im dzb lesen?
Ich arbeite seit 1995 im dzb lesen. Ich habe 20 Jahre lang als Korrekturleser gearbeitet. Ich habe die Bücher, die in Brailleschrift übertragen wurden, gelesen und die Fehler rauskorrigiert. Seit 2015 arbeite ich als Technikberater. Wenn Leute Fragen zu Themen wie Smartphone oder Computer haben, rufen sie mich an oder schicken mir eine Mail und ich versuche den Leuten zu helfen.
Wie heißt dein Hund?
Mein Hund heißt Hunter. Bei seinem Verhalten klingt der Name allerdings eher ironisch.
Wie alt und welche Rasse ist er?
Er ist 10 Jahre alt und ist ein Labrador-Golden-Mischling.
Der wievielte Blindenführhund ist Hunter für dich?
Hunter ist mein dritter Hund. Davor hatte ich 2 Labrador-Hündinnen.
Wie hast du deinen Blindenführhund beantragt?
Bevor ich einen Hund beantragte, musste ich eine geeignete Schule finden. Es ist nämlich nicht einfach. Es gibt Bestimmungen, wie krumm oder gerade eine Gurke sein darf, aber es gibt keine gesetzliche Verordnung dafür, wie Assistenzhunde ausgebildet werden dürfen. Und da es um viel Geld geht, gibt es auch viel Schindluderei. Nachdem ich eine Schule gefunden habe, beantragte ich mit der Hilfe der Schule den Hund bei der Krankenkasse. Ich hatte kaum Probleme bei der Bewilligung meines Hundes. Andere berichten allerdings von langwierigen Prozessen.
Was hat dein Hund gekostet und wurden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?
Mein erster Hund hat 26.000 Mark gekostet. Mein zweiter 17.000 Euro. Mein jetziger Hund ist ein geleaster Hund. Die Krankenkasse zahlt einen monatlichen Betrag, solange der Hund arbeitet. Die Höhe des Betrages weiß ich nicht.
Wie lange seid ihr schon ein Team?
Hunter und ich arbeiten schon seit 7,5 Jahren zusammen.
Wie lange dauert die Ausbildung eines Blindenführhundes?
Die Ausbildung eines Blindenführhundes dauert ein halbes bis dreiviertel Jahr.
Wie lange hat euer Kennenlernen und das „Einarbeiten“ bei euch gedauert?
Die Einarbeitung hat drei Wochen gedauert.
Muss man einen Blindenführhund regelmäßig nachschulen? Geht ihr als Team regelmäßig zum Training oder bleibt das während der Ausbildung erlernte Wissen dann für den Rest des Hundelebens?
Mein Hund muss nicht noch einmal nachgeschult werden, weil die tägliche Arbeit eine Art Training ist. Er müsste noch einmal geschult werden, wenn etwas nicht klappte.
Unterscheidet sich Hunter von deinen vorhergehenden Hündinnen?
Ja, Hunter unterscheidet sich sehr von den anderen. Die Unterschiede sind eher in persönlichen Bereichen. Er ist sehr ausgeglichen, verträgt sich mit anderen Hunden und ist anhänglich. Die Unterschiede kommen wahrscheinlich auch daher, dass er von einer anderen Schule kommt als die vorigen. Bei der früheren Schule wurden die Hunde belohnt, wenn etwas funktionierte, und bestraft, wenn etwas nicht klappte. Die Schule von Hunter bildet nur mit positiven Erfahrungen aus, und das merkt man. Der Hund arbeitet gern für den Menschen. Man muss ihn nur motivieren.
Hat dein Hund Fähigkeiten, die andere Blindenführhunde vielleicht nicht haben?
Von seinen Fähigkeiten her ist Hunter nicht viel anders als die früheren.
Wie unterstützt dich dein Hund im Alltag?
Der Hund unterstützt mich hauptsächlich im Straßenverkehr. Er führt mich um Hindernisse herum. Findet solche Sachen wie Ampeln, Treppen, Türen oder Aufzüge. Das ist auch nicht das Erstaunliche an dem Hund. So was kann man ja lernen. Aber das Erstaunlichste ist, dass er einerseits mir gehorchen soll, aber andererseits bei manchen Situationen diesen Gehorsam verweigern soll. Z. B. bei der Abgrundweigerung. Wenn ich z. B. vor einem Gleis oder einer Grube stehe und ich das Kommando „Voran“ gebe, er diese Stelle weiträumig umgehen soll. Und es klappt.
Wie gehen du und Hunter mit Hundekontakten auf der Straße um?
Ich habe wenige Probleme damit, dass die anderen Hundebesitzer ihre Hunde an meinen dran lassen, obwohl Hunter im Geschirr ist. Die meisten kennen mich und die spezielle Situation. An der Leine kommen die Hunde schon näher, aber damit hat Hunter kein Problem.
Verstehen die Menschen, wenn Hunter im Geschirr ist, dass dein Hund im Dienst ist und eine Aufgabe hat, von der sie ihn nicht ablenken sollen?
Ich habe öfter mal das Problem, dass Hunter gestreichelt wird, obwohl er im Dienst ist. Meistens bleibe ich ruhig und erkläre, dass er im Dienst nicht gestreichelt werden darf, aber wenn Hunter dadurch abgelenkt wird und ich gegen etwas stoße, ist mit der Ruhe Schluss. Womit ich bei Hundebesitzern ein Problem habe, ist, dass manche Hundebesitzer meinen Hund ungefragt füttern.
Du hattest Hunters Persönlichkeit ja schon als ausgeglichener und verträglich mit anderen Hunden beschrieben. Kann eine Unverträglichkeit mit anderen Hunden während des Dienstes auf der Straße zu Schwierigkeiten führen?
Im Idealfall sollte ein Blindenführhund so funktionieren, dass wenn er das Geschirr um hat, er keinen Kontakt mit anderen Hunden sucht. Das funktioniert bei Hunter sehr gut. Sobald ich das Geschirr abnehme, kann er mit anderen Hunden spielen usw. Das hat bei meiner ersten Hündin nicht immer geklappt. Sie hat manchmal einen Hund angebellt und dahin gezogen, obwohl sie im Geschirr war. Sie war halt unsicher. Das kann dann problematisch werden.
Wohin begleitet dich dein Hund, wo andere Hunde nicht hin dürfen?
Mein Hund begleitet mich z. B. zur Arbeit. Wenn ich auf der Hundewiese bin, höre ich von anderen Hundebesitzern, dass deren Hunde 8 Stunden alleine Zuhause sein müssen. Da hat es mein Hund besser. Ich habe meine Hunde auch ins Kino oder Theater mitgenommen. Oder ich bin mit denen öfter mal geflogen und da darf er mit mir im Flugzeug fliegen.
Wer entfernt die Hinterlassenschaft eines Blindenführhundes?
Wenn ich mit einem Sehenden unterwegs bin, entfernt er die Hinterlassenschaften. Ich habe auf jeden Fall immer eine Tüte dabei. Allerdings ist es eher die Ausnahme. Ich bin meistens allein mit dem Hund unterwegs. Ich gehe mit dem Hund in ein Gebüsch oder Gestrüpp, wo er sich lösen kann. Meistens klappt es auch. Wenn er doch mal auf der Hundewiese sich löst, ist jemand so nett und hebt es auf. Auf gar keinen Fall löst sich Hunter auf der Straße oder dem Bürgersteig, weil ich ihn regelmäßig ausführe.
Wann gehen deine Hunde in „Rente“ und hast du danach noch Kontakt zu ihnen?
Es gibt kein bestimmtes Alter, in dem die Blindenführhunde in Rente gehen. Da muss man seinen Hund beobachten und selber entscheiden, wann es der Fall ist. Wenn alles gut geht, arbeiten sie, bis sie 11 sind. Meine erste Hündin ging mit 11 in Rente. Meine zweite mit 10,5. Mit der ersten hatte ich regelmäßig Kontakt gehabt. Die zweite habe ich nur einmal besucht, um zu schauen, wie sie lebt. War ein bisschen weit entfernt.
Bekommt ein Blindenführhund allgemein und Hunter im Besonderen viele Leckerli?
Es gibt wohl viele Blindenführhunde, die viele Leckerli bekommen. Bei mir sind Leckerli in erster Linie eine arbeitsfördernde Maßnahme. Z. B. wenn der Hund eine Ampel findet oder eine Baustelle korrekt umschifft. Natürlich hat er auch einen Leckerli-Ball auf der Arbeit und ich tue da etwas rein, damit es ihm nicht so langweilig wird.
Wieso hast du dich für einen Blindenführhund entschieden?
Ich habe mich für einen Blindenführhund entschieden, weil ich gern einen Hund haben wollte und ich dachte, dass man mit einem Hund mobiler ist.
Was bedeutet ein Blindenführhund für dich persönlich?
Ein Blindenführhund bedeutet für mich, dass ich in manchen Situationen mobiler und sicherer im Straßenverkehr bin. Als bei uns z. B. die Straße aufgerissen und alles erneuert wurde, weiß ich nicht, ob ich diese Stelle auch ohne Hund bewältigt hätte. Und der Hund hat auch allgemein den Vorteil, dass man nach einer 8-Stunden-Arbeit einen Spaziergang macht und sich bewegt.
Du hast als Kind in der Türkei gelebt. Hast du Erfahrungen oder Wissen über den Umgang, den Nutzen oder die Bedeutung von Blindenführhunden dort?
In der Türkei ist der Blindenführhund nicht so verbreitet. Es gibt diese, aber eben nicht so verbreitet wie in Deutschland. Die meisten Leute haben einen anderen Bezug zu Hunden. Man mag Hunde, aber Hunde sind halt keine Wohnungstiere. Es ist nicht leicht, mit Hunden in Läden oder in ein Restaurant reinzukommen. Allerdings gib es immer mehr Menschen, die einen Hund besitzen.
Hast du Wissen und Erfahrungen darüber, wie das Thema „Blindenführhund“ im Ausland gehandelt wird? Sind Blindenführhunde auch außerhalb Deutschlands so verbreitet?
In anderen Ländern wie Frankreich oder der USA ist der Blindenführhund genauso vorhanden wie in Deutschland. Ich weiß z. B., dass in Frankreich jemand mit einem Blindenführhund mehr Rechte hat. Man darf ihm den Zugang zu öffentlichen Räumen nicht verwehren. Das ist in Deutschland theoretisch auch so, aber in Deutschland gilt das Hausrecht. Der Eigentümer der Einrichtung muss nicht begründen, warum er mich nicht in seiner Einrichtung haben möchte.
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